Mailied von Johann Wolfgang von Goethe

Wie herrlich leuchtet
mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
aus jedem Zweig
und tausend Stimmen
aus dem Gesträuch.
 
Und Freud und Wonne
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aus jeder Brust.
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O Erd, o Sonne!
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O Glück, o Lust!
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O Lieb, o Liebe!
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So golden schön,
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wie Morgenwolken
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auf jenen Höhn!
 
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Du segnest herrlich
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das frische Feld,
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im Blütendampfe
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die volle Welt.
 
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O Mädchen, Mädchen,
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wie lieb ich dich!
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Wie blickt dein Auge!
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Wie liebst Du mich!
 
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So liebt die Lerche
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Gesang und Luft,
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und Morgenblumen
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den Himmelsduft,
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wie ich dich liebe
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mit warmem Blut
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die du mir Jugend
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und Freud und Mut
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zu neuen Liedern
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und Tänzen gibst.
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Sei ewig glücklich,
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wie du mich liebst!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Mailied“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1749 - 1832
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „Mailied“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der Literaturgeschichte. Goethe lebte von 1749 bis 1832, wodurch das Gedicht in die Epoche der literarischen Strömung Weimarer Klassik einzuordnen ist.

Beim ersten Eindruck fällt die hohe Intensität und Ausdruckskraft des Gedichts auf, die vor allem durch die Beschreibung der Natur und die Wiedergabe der Emotionen des lyrischen Ichs transportiert wird.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht die überschwängliche Freude und Liebe, die das lyrische Ich in der Natur und in seiner Beziehung zu einem Mädchen empfindet. Dabei wird die Schönheit und Glanz der Natur (Sonne, Blüten, Flur) als Quelle von Freude und Wohlbefinden dargestellt. Das lyrische Ich drückt darüber hinaus seine tiefe Liebe und Zuneigung zu einem Mädchen aus und assoziiert seine Gefühle mit der hohen Intensität und Schönheit, die er in der Natur wahrnimmt.

Formal präsentiert sich das Gedicht in fünf Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl (8-8-4-4-12) und ohne ein festes Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist emotional und ausdrucksvoll, charakterisiert durch die häufige Verwendung von Exklamationen und ausdrucksstarken Adjektiven („herrlich leuchtet“, „golden schön“). Insgesamt wirkt das Gedicht durch seine sprachliche Gestaltung, seine inhaltliche Ausrichtung und die Intensität der Gefühlsdarstellung als eine Stärkung und Verherrlichung der Schönheit der Natur und der Macht der Liebe. Es präsentiert ein Bild der Welt, in dem die Natur und die Liebe als Quellen von Freude und Inspiration gesehen werden. Es zeigt Goethes tiefe Verbundenheit mit der Natur und drückt seine optimistische Auffassung von der Welt und dem menschlichen Leben aus.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mailied“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1765 bis 1832 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Die Epoche des Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um junge Autoren. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Auf zeitlicher Ebene lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise 1786 und mit Goethes Tod im Jahr 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert beeinflusst. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Synthese dieser beiden Elemente. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Zum Teil wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. Die Dichter der Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit erreichen zu können. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Klassik kennzeichnend. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das 118 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „An Belinden“, „An Lida“ und „An den Mond“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „Mailied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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