Erklärung von Ferdinand Raimund

Nun sprach er's aus, was viele lange Tage
Die Sehnsucht vorsprach, bang und ungestillt.
In Lüften schwebt die heiße, große Frage.
"O gib mir Antwort, teures Heil'genbild!"
Mein Leben liegt in deinen lieben Händen,
O gieß ihn aus, der Gnade Sonnenschein.
Was sinnst du, zögerst du? Wie wird sich's wenden?
O, sei barmherzig, Liebste! Sag nicht nein!
 
Welch ein Geheimnis schwebt auf deinem Munde?
10 
Erbrich das Siegel, purpurrot und weich!
11 
Zur dunklen Ewigkeit wird die Sekunde,
12 
So schwebend zwischen Grab und Himmelreich!
13 
Erschließe mir des Lebens goldne Pforte,
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Mach auf das Tor zu einem bess'ren Sein.
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Sprich aus das herrlichste der Segensworte.
16 
O, sei barmherzig, Liebste! Sag nicht nein!
 
17 
Die tiefste Seele darfst du mir erschließen,
18 
Ich weiß des teuren Kleinods stillen Wert.
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Dein Lächeln hat mir schon so viel verhießen,
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Hab' ich zu heiß gehofft? zuviel begehrt?
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Ein Pilger bin ich, müder als die andern,
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Sich nach der Gnade sehnend, tief und rein.
23 
Willst du mein Trost sein? Willst du mit mir wandern?
24 
O, sei barmherzig, Mädchen! Sag' nicht nein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Erklärung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
171
Entstehungsjahr
1790 - 1836
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt vom österreichischen Schriftsteller Ferdinand Raimund (1790-1836), der für seine dramatischen Werke, insbesondere seine Volksstücke, bekannt war. Der Text lässt sich daher in die Epoche der Romantik einordnen.

Auf den ersten Blick handelt es sich hier um ein sehr emotionales, von Verlangen und Unsicherheit geprägtes Liebesgedicht.

Es behandelt die verzehrende Sehnsucht des lyrischen Ichs nach einer Person, die als Heiligenbild, Liebste und Mädchen angesprochen wird. Es geht dabei um die Hoffnung auf Erwiderung dieser Gefühle und das Bangen des Sprechers vor einer negativen Antwort. Dabei werden metaphorische Bilder verwendet, um die Intensität dieser Gefühle auszudrücken, wie „die Sehnsucht vorsprach, bang und ungestillt“ oder „Mein Leben liegt in deinen lieben Händen“.

Die Form des Gedichts besteht aus drei Strophen mit je acht Versen. Jede Strophe endet mit dem dringlichen Appell: „O, sei barmherzig, Liebste/Mädchen! Sag' nicht nein!“ Diese Wiederholung verstärkt die Intensität der Emotionen und die verzehrende Sehnsucht des Sprechers.

In Bezug auf die Sprache ist das Gedicht in einer hochpoetischen, stilisierten Sprache verfasst, die sowohl die Romantik der Epoche widerspiegelt als auch das starke Gefühl von Verlangen und Bangen des lyrischen Ichs unterstreicht. Beispiele dafür sind Ausdrücke wie „Zur dunklen Ewigkeit wird die Sekunde, so schwebend zwischen Grab und Himmelreich“ oder „Ich weiß des teuren Kleinods stillen Wert“. Dies zeigt deutlich, wie stark das lyrische Ich seine Empfindungen empfindet und unterstreicht seine verzweifelte Hoffnung auf eine positive Antwort.

Weitere Informationen

Ferdinand Raimund ist der Autor des Gedichtes „Erklärung“. Der Autor Ferdinand Raimund wurde 1790 in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1806 und 1836. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Raimund handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 171 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Das Gedicht „Kunst und Liebe“ ist ein weiteres Werk des Autors Ferdinand Raimund. Zum Autor des Gedichtes „Erklärung“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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