Heimatland von Johanna Ambrosius

Sie sagen all: du bist nicht schön,
mein trautes Heimatland.
Du trägst nicht stolze Bergeshöhn,
nicht rebengrün Gewand.
 
In deinen Lüften rauscht kein Aar,
es grüßt kein Palmenbaum.
Doch glänzt der Vorzeit Träne klar
an deiner Küste Saum.
 
Und gibst dem König auch kein Erz,
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nicht Purpur, Diamant,
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Schlägt in dir doch des treuste Herz
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fürs heil'ge Vaterland.
 
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Und wenn ich träumend da durchgeh
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die düstre Tannennacht.
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Und hoch die mächt'gen Eichen seh
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in königlicher Pracht.
 
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Wenn rings erschallt am Memelstrand
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der Nachtigallen Lied,
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und ob dem fernen Dünensand
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die weiße Möve zieht,
 
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dann überkommt mich solche Lust,
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daß ich's nicht sagen kann.
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Ich sing ein Lied aus voller Brust,
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schlag froh die Saiten an.
 
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Und trägst du nur ein schlicht Gewand
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und keine stolzen Höhn:
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Ostpreußen, hoch, mein Heimatland!
28 
Wie bist du wunderschön!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Heimatland“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1854 - 1939
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heimatland“ wurde von der deutschsprachigen Dichterin Johanna Ambrosius verfasst, die von 1854 bis 1939 lebte. Dies legt die Vermutung nahe, dass das Werk im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert entstanden ist.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als eine treue Ode an das Heimatland der Autorin, Ostpreußen. Auch wenn andere es womöglich nicht als besonders schön oder spektakulär ansehen mögen, hält das lyrische Ich fest an seiner Liebe und Bewunderung.

Das lyrische Ich verteidigt das Heimatland gegen die Kritiker, die es als unscheinbar oder nicht beeindruckend betrachten. Es hebt bestimmte Aspekte hervor, etwa die Geschichtsträchtigkeit, die Pracht der einheimischen Bäume, die Tierwelt und die Reinheit des Herzens der Menschen, die dort leben. Im Rahmen dieser Verteidigung gibt das lyrische Ich Ausdruck seiner unermesslichen Freude und Liebe zum Heimatland, unbeeindruckt von all den vermeintlichen Mängeln, die andere sehen könnten.

Bei der Betrachtung der Form und Sprache des Gedichts fällt auf, dass es in sieben Strophen à vier Versen strukturiert ist. Die einfache und taktvolle Sprache ist geprägt von einer liebevollen, sentimentalen Tonalität, unterstrichen durch die völlige Hingabe des lyrischen Ichs an sein Heimatland.

Der detailreiche und anschauliche Gebrauch der Landschaftsbeschreibungen innerhalb des Gedichts vermittelt ein starkes Gefühl für den speziellen Bezug des lyrischen Ichs zur Umgebung in Ostpreußen. Die Konzentration auf Naturdetails, wie den Tönen der Nachtigallen, dem Anblick der Eichen und der Dünen, zeigt die tiefe Verbindung des lyrischen Ichs zu seiner Heimat und die sinnliche Wahrnehmung seiner Umgebung.

Alles in allem ist Ambrosius' „Heimatland“ ein Gedicht, das innige Zuneigung und Treue zum eigenen Heimatland zum Ausdruck bringt, und dabei die Schönheit der Natur und die Stärke des Charakters der Menschen, die dort leben, trotz der scheinbaren Unzulänglichkeiten betont.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Heimatland“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Johanna Ambrosius. 1854 wurde Ambrosius in Lengwethen bei Ragnit, Ostpreußen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1870 bis 1939 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 134 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Dichterin Johanna Ambrosius ist auch die Autorin für Gedichte wie „Mein Bub“, „Das Herze auf“ und „Nach Jahren“. Zur Autorin des Gedichtes „Heimatland“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.

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