Die Magd in Trauer von Johanna Ambrosius

Sie lachen mich aus, weil ich, eine Magd,
Um den Liebsten mein Trauer trage, ...
Weil ich des Nachts, wenn keiner mich braucht,
Seinen Tod, den jähen, beklage.
 
Mein zusammengeflicktes schwarzes Kleid
Gibt Anlaß zu heiteren Scherzen;
Was kümmert mich der äußere Tand,
Ich trau're ja mit dem Hrezen.
 
Sie schelten meine bebende Hand,
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Die nicht wie sonst so geschwinde;
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Ach wüßten sie, wie die Fremde tut
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Dem armen verlassenen Kinde!
 
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Sie heben ihr Hündchen sich auf den Schoß
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Und fragen, was ihm wohl fehle,
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Und lachen doch fort aus meiner Brust
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Die von Gott geschaffene Seele.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Die Magd in Trauer“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1854 - 1939
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Magd in Trauer“ stammt von der deutschen Dichterin Johanna Ambrosius, die von 1854 bis 1939 lebte. Somit kann das Werk in die Epoche des Realismus (1848-1890) eingeordnet werden. Zeithistorisch ist dieses eine Periode der Industrialisierung und sozialen Neuorientierung in Deutschland, was oftmals auch in der Literatur seinen Niederschlag fand.

Auf den ersten Eindruck handelt das Gedicht von Trauer, Schmerz und einer gesellschaftlichen Hierarchie, die das persönliche Leid der Hauptfigur, eine Magd, nicht anerkennt und stattdessen verspottet.

Das lyrische Ich, die Magd, beschreibt ihre persönliche Trauer um den Verlust ihrer Liebe und die daraus resultierenden Spott und Missachtung ihrer Umgebung. Sie ist in Trauer und fühlt sich von der Gesellschaft abgelehnt und verletzt, was durch die heiteren Scherze über ihr Kleid oder ihre bebende Hand zum Ausdruck kommt. Das lyrische Ich fühlt sich als „das arme verlassene Kind“ und wird isoliert und verachtet.

Formal ist das Gedicht in vier Strophen mit jeweils vier Versen unterteilt. Somit handelt es sich um ein Vierzeiler-Gedicht. Die klare Strukturierung kann als Ausdruck für die starre Ordnung und Hierarchie der Gesellschaft gedeutet werden, in der sich die Magd befindet. Sprachlich ist das Gedicht in einfacher, verständlicher Sprache verfasst, womit Ambrosius vermutlich auch der sozial niedrigen Herkunft der Protagonistin Rechnung trägt. Der regelmäßige Reim unterstützt den melodischen, fließenden Charakter des Gedichts.

Zusammenfassend ist „Die Magd in Trauer“ ein eindrucksvolles Beispiel für Ambrosius' Fähigkeit, die Gefühle und Empfindungen der einfachen Menschen in einprägsamer Poesie auszudrücken. Es thematisiert die Einsamkeit und soziale Ausgrenzung einer in Trauer befindlichen Magd, die von ihrer Umgebung nicht verstanden und stattdessen verspottet wird. Derartige Darstellungen sozialer Ungerechtigkeiten sind typisch für die Literatur des Realismus.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Magd in Trauer“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Johanna Ambrosius. Im Jahr 1854 wurde Ambrosius in Lengwethen bei Ragnit, Ostpreußen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1870 bis 1939 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 96 Worte. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Johanna Ambrosius sind „Mein Bub“, „Das Herze auf“ und „Nach Jahren“. Zur Autorin des Gedichtes „Die Magd in Trauer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 10 Gedichte veröffentlicht.

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