Mein Bub von Johanna Ambrosius

Auch andre Mütter haben Buben
Mit rosig weißem Angesicht,
Mit blond und brauner Lockenfülle,
Doch wei mein Junge sind sie nicht.
Erblicket oft mit den Kam'raden
Mein Auge ihn aus weiter Fern,
Strahlt er vor allen mir entgegen
Wie unter Wolkengrau ein Stern.
 
Wenn schöne Lieder rings im Haine
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Erklingen hell und glockenrein,
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Ich hör' aus allen Stimmen eine —
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Das kann doch nur mein Junge sein!
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Und fliegt ein Ball im frohen Spiele
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Bis hoch hinauf zum Dachgerüst,
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Weiß ich, daß er von keinem andern
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Als nur von meinem Jungen ist.
 
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Und so nach kurzen fünfzehn Jährchen
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Dann werdent ihr es alle sehn,
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Wird schlank wie eine Edeltanne
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Er unter Apfelbäumen stehn.
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Es strebt schon jetzt sein helles Auge
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Aufwärts zum goldnen Sonnenlicht!
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Auch andre Mütter haben Buben,
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Doch wie der meine sind sie nicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Mein Bub“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
136
Entstehungsjahr
1854 - 1939
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Johanna Ambrosius, eine deutsche Dichterin, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Ihre Schreibperiode lässt das Gedicht in den Kontext des Realismus und Naturalismus einordnen.

Ein erster Eindruck des Gedichts suggeriert die innige und stolze Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn. Es scheint, als wolle die Dichterin die innige Verbundenheit und die Verehrung, die sie für ihren Sohn empfindet, ausdrücken.

In dem Gedicht spricht eine Mutter voller Stolz und Zuneigung über ihren Sohn. Sie hebt ihn über alle anderen Jungen hinaus und sieht in ihm eine Einzigartigkeit, die sie in den anderen nicht findet. Sie erkennt ihn unter vielen, hört seine Stimme selbst im Chor der anderen und ist von seinem Geschick im Spiel überzeugt. Sie prognostiziert seinen Erfolg und seine Schönheit und betont dabei immer wieder seine Einzigartigkeit.

Die dreistrophige Form mit jeweils acht Versen könnte als Ausdruck der Vollkommenheit und Ordnung interpretiert werden, was die Mutter in ihrem Sohn sieht. Dabei ist die Sprache sehr bildhaft und einfühlsam mit einer starken Emotionalität. Wiederholungen dienen der Unterstreichung der Botschaft, wie zum Beispiel „Auch andre Mütter haben Buben, Doch wie der meine sind sie nicht.„

Die formale Gestaltung des Gedichts ist sehr symmetrisch, was eine gewisse Vorhersehbarkeit und Sicherheit vermittelt. Auch Sprachbilder wie „Wolkengrau ein Stern“ oder „Edeltanne unter Apfelbäumen“ lassen auf die hohe Wertschätzung schließen. Die verwendete Sprache ist voller Zärtlichkeit und Stolz und es kommen immer wieder Superlative zum Ausdruck, was die herausgehobene Stellung des eigenen Sohnes verdeutlicht.

Zusammengefasst, geht es in diesem Gedicht um die überwältigende Liebe und den Stolz einer Mutter auf ihren Sohn, die ihn als einzigartig und herausragend gegenüber anderen betrachtet. Dies wird sowohl durch die Sprache als auch durch die formale Gestaltung unterstrichen.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Mein Bub“ ist Johanna Ambrosius. 1854 wurde Ambrosius in Lengwethen bei Ragnit, Ostpreußen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1870 und 1939. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 136 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke der Dichterin Johanna Ambrosius sind „Was ich liebe?“, „Herbst“ und „Meine Welt“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Mein Bub“ weitere 10 Gedichte vor.

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