Sehnsucht von Frank Wedekind
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Und sei mir noch so traurig auch zu Sinn, |
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Ich will’s nicht glauben, daß ich elend bin. |
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Der Fluch, das Leid, das mich zu Grund gerichtet, |
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Am Ende war ja alles nur erdichtet. |
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Die Phantasie treibt oft ihr Possenspiel. |
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Schon Manchen hob sie, der zu Boden fiel, |
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Im Geist empor. Schon Manchen aus den Höhen |
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Des Himmels ließ sie Schreck und Unheil sehen. |
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Laß ab von mir, du große Zauberin! |
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Erbarm’ dich mein, entschleire meinen Sinn! |
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Zerteil’ die Nacht, mit der du mich geschlagen – |
12 |
O Sonnenglanz des Glücks, wann wirst du tagen! |
Details zum Gedicht „Sehnsucht“
Frank Wedekind
3
12
93
1905
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Sehnsucht“ ist von Frank Wedekind, einem deutschen Schriftsteller und Dramatiker, der in der Zeit um das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert lebte und schrieb.
Auf den ersten Blick kann die Melancholie und das ringen um Hoffnung, die von Wedekinds Versen ausgehen, wahrgenommen werden. Das lyrische Ich scheint sich in einem emotionalen inneren Konflikt zu befinden - verstrickt in seinen persönlichen Sorgen und Ängsten, gleichzeitig jedoch flehend um Erkenntnis und Helligkeit.
Im ersten Strophe fiebert das lyrische Ich den starken Gefühlen von Traurigkeit und Elend entgegen und versucht, diese durch rationale Erklärungen zu mildern, und dabei behauptet es, dass das Leid, das es so tiefgreifend durchdrungen hat, möglicherweise nur erdichtet oder eingebildet war.
Die zweite Strophe erweitert dieses Konzept und befasst sich mit der Idee, dass die menschliche Fantasie sowohl tröstlich als auch qualvoll sein kann. Sie kann uns teils zur Bewältigung führen und teils uns auch in Albträumen gefangen halten.
In der dritten und letzten Strophe wendet sich das lyrische Ich direkt und flehend an diese „große Zauberin“, womit vermutlich die Vorstellungskraft gemeint ist, sie möge von ihm ablassen und ihm stattdessen helfen, wieder einen klaren Blick auf seine Realität zu gewinnen. Es fleht um eine Lösung aus der Dunkelheit und sehnt sich nach dem „Sonnenglanz des Glücks“.
Wedekinds Gedicht ist in drei vierzeilige Strophe unterteilt. Er verwendet einfache, direkte Sprache, die für seine Zeit typisch ist. Die lyrische Form hilft dabei, die inneren Gefühlswelten des Ichs zu erforschen und ebenso die existenziellen Fragen hervorzuheben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Sehnsucht“ ein äußerst emotionales und introspektives Gedicht ist, das den Kampf zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Licht und Dunkelheit darstellt. Durch seine durchdachte sprachliche Gestaltung wird sowohl die Komplexität der menschlichen Emotionen als auch die Kraft der menschlichen Fantasie dargestellt. Es zeigt Wedekinds Beherrschung des lyrischen Ausdrucks und sein tiefes Verständnis für die inneren Konflikte und Kämpfe, die die menschliche Erfahrung oft definiert.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Sehnsucht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Geboren wurde Wedekind im Jahr 1864 in Hannover. 1905 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Frank Wedekind ist auch der Autor für Gedichte wie „Altes Lied“, „Am Scheidewege“ und „An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka“. Zum Autor des Gedichtes „Sehnsucht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 114 Gedichte veröffentlicht.
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