Rastlose Liebe von Johann Wolfgang von Goethe

Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!
 
Lieber durch Leiden
Möcht’ ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
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Des Lebens ertragen.
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Alle das Neigen
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Von Herzen zu Herzen,
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Ach wie so eigen
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Schaffet das Schmerzen!
 
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Wie soll ich fliehen?
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Wälderwärts ziehen?
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Alles vergebens!
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Krone des Lebens,
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Glück ohne Ruh,
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Liebe, bist du!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Rastlose Liebe“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1776
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Rastlose Liebe“ wurde vom berühmten deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe verfasst, der von 1749 bis 1832 lebte. Dies legt nahe, dass das Gedicht in der Epoche der Weimarer Klassik entstanden ist, einer Zeit, in der die Literatur stark von Themen wie Vernunft, Humanität und Ästhetik geprägt war.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht die Naturgewalten, wie Schnee, Regen und Wind, als Metapher für die leidenschaftlichen und entfesselten Gefühle der Liebe verwendet. Die Ausdrucksweise ist sehr lebhaft und emotional und vermittelt den Eindruck einer tiefgehenden, aber stürmischen und aufreibenden Liebesbeziehung.

Das lyrische Ich beschreibt in dem Gedicht seine rastlose Liebe, die sich gegen alle Widrigkeiten durchsetzt und auch durch Schmerzen trägt. Es geht den Schwierigkeiten der Liebe nicht aus dem Weg, sondern wünscht sogar, sie lieber zu durchleiden, als die Freuden des Lebens ohne dieses intensive Gefühl zu erleben. Es zeigt den Wunsch, den Herzensschmerz zu erleben, weil dieser Schmerz eine Tiefe und Echtheit der Gefühle beweist, die das lyrische Ich anstrebt. Es endet mit der Erkenntnis, dass wahre Liebe immer mit Schmerz verbunden ist und ein Leben ohne diesen Schmerz unvollständig wäre.

In Bezug auf Form und Sprache des Gedichts folgt es keiner festen Strophen- oder Reimstruktur. Die Verse variierten in der Länge und dem Rhythmus, was zur rastlosen und stürmischen Stimmung des Gedichts beiträgt. Die Sprache ist sehr bildhaft und metaphorisch, was die Intensität und Emotionalität des lyrischen Ichs unterstreicht.

Insgesamt ist „Rastlose Liebe“ ein Gedicht, das die intensive und leidenschaftliche Seite der Liebe darstellt, die sich durch Schmerz und Leid definiert und gegenüber den Widrigkeiten des Lebens behauptet. Es zeigt, dass Liebe nicht nur Freude, sondern auch Schmerz und Kampf bedeutet und dass diese Aspekte es sind, die wahre Liebe ausmachen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Rastlose Liebe“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Im Jahr 1776 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Auf zeitlicher Ebene lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise 1786 und mit Goethes Tod im Jahr 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert beeinflusst. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Ausgangspunkt und literarisches Zentrum der Weimarer Klassik (kurz auch häufig einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Statt auf Konfrontation und Widerspruch wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. In der Klassik wird eine sehr einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen sind oftmals in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Goethe, Schiller, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 66 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wolfgang von Goethe sind „An den Schlaf“, „An den Selbstherscher“ und „An die Entfernte“. Zum Autor des Gedichtes „Rastlose Liebe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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