Neue Liebe, neues Leben von Johann Wolfgang von Goethe
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Herz, mein Herz, was soll das geben? |
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Was bedränget dich so sehr? |
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Welch ein fremdes, neues Leben ! |
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Ich erkenne dich nicht mehr. |
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Weg ist alles was du liebtest, |
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Weg, warum du dich betrübtest, |
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Weg dein Fleiß und deine Ruh - |
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Ach, wie kamst du nur dazu ! |
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Fesselt dich die Jugendblüte, |
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Diese liebliche Gestalt, |
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Dieser Blick voll Treu und Güte |
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Mit unendlicher Gewalt? |
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Will ich rasch mich ihr entziehen, |
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Mich ermannen, ihr entfliehen, |
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Führet mich im Augenblick, |
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Ach, mein Weg zu ihr zurück. |
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Und an diesem Zauberfädchen, |
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Das sich nicht zerreißen lässt, |
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Hält das liebe lose Mädchen |
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Mich so wider Willen fest; |
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Muss in ihrem Zauberkreise |
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Leben nun auf ihre Weise. |
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Die Veränderung, ach, wie groß! |
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Liebe! Liebe! Laß mich los! |
Details zum Gedicht „Neue Liebe, neues Leben“
3
24
120
1774 / 1775
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Neue Liebe, neues Leben“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst, einem der bekanntesten Dichter der deutschen Literatur. Goethe lebte von 1749 bis 1832 und seine Werke reichen von der Aufklärung über die Klassik bis zur Vorromantik. „Neue Liebe, neues Leben“ ist ein sehr bekanntes und beliebtes Gedicht von Goethe, das in der Strum- und Drang-Zeit verfasst wurde, einer Epoche, die besonders durch Werke geprägt ist, die Leidenschaft und Emotionalität in den Vordergrund stellen.
Beim ersten Eindruck kann man vermuten, dass es sich um ein Liebesgedicht handelt. Das lyrische Ich scheint von intensiven Gefühlen der Liebe überwältigt zu sein, die so stark sind, dass sie sein gesamtes Leben verändern.
Inhaltlich spricht das lyrische Ich in Goethes Gedicht davon, wie es in die Liebe hineingeworfen wird und sich in diesem Zustand kaum wiedererkennt. Alles, was es vorher kannte und schätzte, ist nun weg, weil es völlig in der Liebe aufgeht. Die Geliebte wird sowohl als verführerisch als auch als fesselnd dargestellt. Selbst wenn das lyrische Ich versucht, sich von ihr zu entfernen, wird es immer wieder zu ihr zurückgezogen. Am Ende bittet das lyrische Ich die Liebe, es loszulassen.
Die Form des Gedichts ist streng strukturiert. Jede der drei Strophen besteht aus acht Versen, was dem Gedicht eine deutliche Rhythmik verleiht. Goethes Sprache ist emotional und ausdrucksstark und zugleich einfach und klar. Er verwendet zahlreiche rhetorische Mittel und sprachliche Bilder, um den Strudel der Gefühle und die Macht der Liebe, die das lyrische Ich in ihren Bann zieht, zu verdeutlichen.
Schlussendlich ist „Neue Liebe, neues Leben“ repräsentativ für die Literatur der Sturm- und Drang-Zeit, indem es die äußerst intensiven, oft sogar überwältigenden Gefühle, in diesem Fall die Liebe schildert. Goethe verbindet in diesem Gedicht geschickt sprachliche Klarheit und Emotionalität.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Neue Liebe, neues Leben“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Im Jahr 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1775. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Tübingen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.
Die Weimarer Klassik war beeinflusst worden durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und mit dem Tod Goethes 1832 eingrenzen. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Toleranz, Menschlichkeit und Übereinstimmung von Natur und Mensch, von Individuum und Gesellschaft sind die Ideale der Klassik. Im Zentrum des klassischen Kunstkonzepts steht das Streben nach harmonischem Ausgleich der Gegensätze. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Des Weiteren verwendeten die Autoren jener Zeit eine pathetische, gehobene Sprache. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.
Das 120 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „An Lida“, „An den Mond“ und „An den Schlaf“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „Neue Liebe, neues Leben“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.
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