Chorus der Menschheit von Herbert Eulenberg

Allen großen Geistern ergeben,
die gleich Gestirnen über uns stehn,
wollen wir fürder schaffen und leben,
selber wie Götter durchs Dasein gehn.
Allen Menschen verbrüdert im Herzen
dienen dem Sinn wir, der uns erfüllt,
tragen der Bildung heilige Kerzen
zu dem Ziel, das uns glücklich verhüllt.
Frei ist die Menschheit, tot sind die Götter,
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unser ist dieses Leben und Land.
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Keine Sklaven, doch auch keine Spötter
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bleibt unser Blick zur Höhe gewandt.
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Wir können leben, wir können sterben
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ohne Gebet, ohne Fluch und Schrei,
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wir weichen gern den Enkeln und Erben,
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wenn der Traum unsrer Tage vorbei.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Chorus der Menschheit“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1876 - 1949
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit,
Exilliteratur

Gedicht-Analyse

Herbert Eulenberg ist der Autor des Gedichtes „Chorus der Menschheit“. Der Autor Herbert Eulenberg wurde 1876 in Mülheim am Rhein geboren. Zwischen den Jahren 1892 und 1949 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Eulenberg ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 und die daraufhin folgende Entstehung und der Fall der Republik hatten erheblichen Einfluss auf die Literatur der Weimarer Republik. Das wohl bedeutendste Merkmal der Literatur in der Weimarer Republik ist die Neue Sachlichkeit, die so heißt, da sie schlicht, klar, sachlich und hoch politisch ist. Die Literatur dieser Zeit war nüchtern und realistisch. Ebenso stellt sie die moderne Gesellschaft kühl distanziert, beobachtend, dokumentarisch und exakt dar. Die Schriftsteller der Literaturepoche wollten so viele Menschen wie möglich mit ihren Texten erreichen, deshalb wurde eine einfache und nüchterne Alltagssprache verwendet. Die Freiheit von Wort und Schrift war zwar verfassungsmäßig garantiert, doch bereits 1922 wurde nach der Ermordung von Walter Rathenau das Republikschutzgesetz erlassen, das diese Freiheit wieder einschränkte. Viele Schriftsteller litten unter dieser Zensur. Dieses Gesetz wurde in der Praxis nur gegen linke Autoren angewandt, nicht aber gegen rechte, die zum Beispiel in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Das 1926 erlassene Schund- und Schmutzgesetz setze den Schriftstellern dieser Zeit noch mal verstärkt Grenzen. 1931 trat die Pressenotverordnung in Kraft, dadurch waren die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen über mehrere Monate hinweg möglich geworden.

Als Exilliteratur wird die Literatur von Schriftstellern bezeichnet, die unfreiwillig Zuflucht in der Fremde suchen müssen, weil ihre Person oder ihr Werk im Heimatland bedroht sind. Für die Flucht ins Exil geben meist religiöse oder politische Gründe den Ausschlag. Die Exilliteratur in Deutschland entstand in den Jahren von 1933 bis 1945 als Literatur der Gegner des Nationalsozialismus. Dabei spielten zum Beispiel die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 und der deutsche Überfall auf die Nachbarstaaten 1938/39 eine ausschlaggebende Rolle. Die deutsche Exilliteratur schließt an die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik an und bildet damit eine eigene Literaturepoche in der deutschen Literaturgeschichte. Die Exilliteratur lässt sich insbesondere an den thematischen Schwerpunkten wie Sehnsucht nach der Heimat, Widerstand gegen Nazi-Deutschland oder Aufklärung über den Nationalsozialismus ausmachen. Spezielle formale Merkmale weist die Exilliteratur nicht auf. Die Exilliteratur weist häufig einen Pluralismus der Stile (Realismus und Expressionismus), eine kritische Betrachtung der Wirklichkeit und eine Distanz zwischen Werk und Leser oder Publikum auf. Sie hat häufig die Absicht zur Aufklärung und möchte Gesellschaftsentwicklungen aufzeigen (wandelnder Mensch, Abhängigkeit von der Gesellschaft).

Das 97 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe. Herbert Eulenberg ist auch der Autor für Gedichte wie „Winterlichtwende“, „Das leere Haus“ und „Den Frauen“. Zum Autor des Gedichtes „Chorus der Menschheit“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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