Willkommen und Abschied von Johann Wolfgang von Goethe

Ohne Titel in der Zeitschrift Iris erschienen (1775)

Mir schlug das Herz; geschwind zu Pferde,
Und fort, wild, wie ein Held zur Schlacht!
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hieng die Nacht;
Schon stund im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgethürmter Riese, da,
Wo Finsterniß aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
 
Der Mond von seinem Wolkenhügel,
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Schien kläglich aus dem Duft hervor;
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Die Winde schwangen leise Flügel,
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Umsausten schauerlich mein Ohr;
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Die Nacht schuf tausend Ungeheuer
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Doch tausendfacher war mein Muth;
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Mein Geist war ein verzehrend Feuer,
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Mein ganzes Herz zerfloß in Gluth.
 
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Ich sah dich, und die milde Freude
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Floß aus dem süßen Blick auf mich.
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Ganz war mein Herz an deiner Seite,
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Und ieder Athemzug für dich.
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Ein rosenfarbes Frühlings Wetter
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Lag auf dem lieblichen Gesicht,
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Und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter!
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Ich hoft' es, ich verdient' es nicht.
 
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Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe!
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Aus deinen Blicken sprach dein Herz.
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Jn deinen Küßen, welche Liebe,
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O welche Wonne, welcher Schmerz!
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Du giengst, ich stund, und sah zur Erden,
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Und sah dir nach mit naßem Blick;
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Und doch, welch Glück! geliebt zu werden,
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Und lieben, Götter, welch ein Glück!

Erstdruck des Gedichtes, der ohne Überschrift in der Zeitschrift Iris erschien. Spätere Fassungen enthalten einige Veränderungen.

Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Willkommen und Abschied“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
188
Entstehungsjahr
1775
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Willkommen und Abschied“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Geboren wurde Goethe im Jahr 1749 in Frankfurt am Main. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1775 zurück. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Goethe (geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main; verstorben am 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bekanntesten Dichter der Weimarer Klassik. Im Jahr 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Literaturepoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind gebräuchliche Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Klassik orientiert sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die berühmtesten Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere Schriftsteller der Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 188 Worte. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Schlaf“, „An den Selbstherscher“ und „An die Entfernte“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Willkommen und Abschied“ weitere 1617 Gedichte vor.

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