Goethe, Johann Wolfgang von - Willkommen und Abschied (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Johann Wolfgang von Goethe, Analyse, Kreuzreim, Strophen, Verse, Referat, Hausaufgabe, Goethe, Johann Wolfgang von - Willkommen und Abschied (Gedichtinterpretation)
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Referat

„Willkommen und Abschied“ von Johann Wolfgang von Goethe

In dem Gedicht „Willkommen und Abschied“, geschrieben 1771 von Johann Wolfgang von Goethe, geht es um ein, in der Vergangenheit statt gefundenes, nächtliches Treffen des lyrischen Ichs mit seiner Geliebten. „Willkommen und Abschied“ ist eines der Sesenheimer Lieder von Johann Wolfgang Goethe. Es zählt zu den Gedichten, die am berühmtesten geworden sind, und erschien zunächst noch ohne Titel erstmals 1775 in der „Damenzeitschrift“ Iris. Die zweite Fassung erschien 1789 als „Willkomm und Abschied“. In der Werkausgabe 1810 erschien das Gedicht dann zum dritten Mal, und erstmals unter dem Titel „Willkommen und Abschied“, unter dem es heute bekannt ist.

Goethe schrieb das durchgehend im Kreuzreim stehende, vierstrophigeLiebeslied in seiner Straßburger Zeit, wohl im Frühling 1771. Er war damals wohl sehr hingerissen von der Sessenheimer Pfarrerstochter Friederike Brion. Ähnlich wie das kurz zuvor niedergeschriebene Mailied wird es noch der Sturm-und-Drang-Zeit der deutschen Dichtung zugerechnet. Der rasche Wechsel der Gefühle und Eindrücke und der ekstatische Schluss können dies rechtfertigen. Das Gedicht handelt von der Sehnsucht, konkretisiert von einem nächtlichen Ritt zur Geliebten des lyrischen Ichs in den ersten beiden Strophen, vom Treffen in der dritten Strophe und schließlich vom „Abschied“ in der 4. Strophe. Abgerundet wird das Gedicht mit einer verallgemeinerten Moral.
Das Gedicht ist in 4 Strophen und insgesamt 32 Verse unterteilt (jede Strophe besteht hierbei aus 8 Versen). Das Metrum des Gedichtes ist der 4-hebige Jambus, das Reimschema ist Kreuzreime (abab...). Das Gedicht ist im Präteritum verfasst.

Das Gedicht besteht aus 4 Strophen mit jeweils 8 Versen und ist durchgehend im Kreuzreim (abab) geschrieben.

Die ersten beiden Strophen handeln vom impulsiven, sehnsüchtigen, teils auch furchtsamen Ritt des lyrischen Ichs zu seiner Geliebten. Der Abend dämmert und es ist neblig, während es im schwachen Mondschein („Der Mond […] Sah kläglich aus dem Duft hervor“, Vers 9-10) durch Sträucher und Büsche dahin reitet. Die Metapher „Wo Finsternis aus dem Gesträuche mit hundert schwarzen Augen sah” (Vers 7-8) deutet an, dass sich das Liebespaar nur heimlich und in der Nacht treffen kann. Personifikationen und Naturmetaphern („Schon stand im Nebelkleid die Eiche, Ein aufgetürmter Riese, da, ” , Vers 5-6) veranschaulichen die Fantasie des lyrischen Ichs während des Ritts durch die Dunkelheit. Der Reiter beschreibt die nächtliche Umgebung und deren schauerliche Atmosphäre. Der Wind „umsaust schauerlich” sein Ohr (Vers 12) und die Nacht „schuf tausend Ungeheuer“ (Vers 13). Jedoch achtet das Lyrische Ich nicht darauf, da seine sehnsüchtige Vorfreude auf das Treffen mit seiner Geliebten viel größer ist, als seine Angst. Dies zeigen eine Alliteration („Doch frisch und fröhlich war mein Mut”, Vers 14), sowie eine Anapher („In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut”, Vers 15-16).

Die dritte Strophe berichtet von dem romantischen Treffen der beiden. Auch die Geliebte, die direkt angesprochen wird, scheint sich über das Erscheinen des lyrischen Ichs zu freuen („die milde Freude Floss von dem süßen Blick auf mich”, Vers 17-18). Euphorisch beschreibt das lyrische Ich seine Gefühle für sie („Ganz war mein Herz an deiner Seite Und jeder Atemzug für dich“, Vers 19-20) und spricht sogar die Götter auf diese erhoffte und, wie er meint, unverdiente Liebe an („Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht!“, Vers 24). Das „rosenfarbne Frühlingswetter“ (Vers 21), das ihr „liebliches Gesicht“ (Vers 22) umgibt, lässt ihn die Angst und die Schauerlichkeit des Ritts vergessen.

Die letzte Strophe handelt vom schmerzvollen Abschied der beiden Liebenden. Dieser ist unumgänglich, da mittlerweile die Sonne aufgeht. Sowohl das lyrische Ich, als auch die Geliebte sind sehr betrübt darüber, dass sie einander verlassen müssen. Ihm „verengt“ sich das Herz (Vers 26) und ihr Liebesschmerz wird durch die Anapher „In deinen Küssen welche Wonne! In deinem Auge welcher Schmerz!” (Vers 27-28), hervorgehoben. Während sich das lyrische Ich entfernt, bleibt die Geliebte zurück und schaut weinend zu Boden. Erneut spricht das lyrische Ich die Götter an und bezeichnet es als „Glück, geliebt zu werden” (Vers 31) und als noch größeres Glück, selbst zu lieben.

Wegen des raschen Wechsels von Gefühlen und Eindrücken und der Nutzung unreiner Reime (Eiche-Gesträuche, Freude-Seite, Frühlingswetter-Götter) kann das Gedicht der Epoche des Sturm und Dranges zugeordnet werden.

vertiefende Analyse

Die Kommunikationssituation ist differenziert zu betrachten. Sowohl in der ersten als auch in der zweiten Strophe führt das lyrische Ich eine Art inneren Monolog, in dem der Ritt beschrieben wird. In den letzten beiden Strophen dann richtet sich das lyrische Ich dann an das lyrische Du, spricht es gezielt an (sehr viele Pronomina). Es lässt sich nicht eindeutig klären, ob das lyrische Ich männlich oder weiblich ist. Zumindest gibt es dafür keinen Textbeleg. Aufgrund der Handlung (Person reitet nachts zu seiner/ihrer Geliebten) kann man jedoch vermuten, dass es sich um eine männliche Person handelt. Das lyrische Du ist vom anderen Geschlecht, diesem Gedankengang zufolge also weiblich. Der Titel des Gedichtes „Willkommen und Abschied“ markiert gut die beiden zentralen Handlungspunkte. Zunächst baut sich in den ersten zwei Strophen (nächtlicher Ritt) die Spannung auf, erreicht dann im Treffen ihren Höhepunkt. Der zweite Höhepunkt ist dann am Ende des Gedichtes, der Abschied voneinander ist gekommen . Insgesamt spielt das Gedicht auf einer sehr emotionalen Ebene, um das Thema Liebe und Sehnsucht (zweier Liebender zueinander) zu verdeutlichen, werden sehr viele emotionale Begriffe verwendet.

Die erste Strophe ist geprägt vom Gefühl der Sehnsucht des lyrischen Ichs, es ist sehr gehetzt geschrieben. Die ganze Strophe entlang wird der in Vers 1 initiierte Ritt durch die nächtliche Natur beschrieben, die verwendete Nachtsymbolik lässt das Geschehen düster und gedrungen wirken. Einige Personifikationen und Vergleiche drücken aus, wie wichtig der Ritt durch die Natur für die Handlung bzw. die Gefühle des lyrischen Ichs sind. Zudem wird in der Formulierung „mit hundert schwarzen Augen sah“ eine Hyperbel von Goethe angewendet. Diese Hyperbel zeigt zum Ende der Strophe noch einmal auf, wie finster der Ritt bis zum ersehnten Treffen ist.

Auch in der zweiten Strophe ist das Aufeinandertreffen für das lyrische Ich weiterhin nicht ersichtlich, und so eilt es weiterhin durch die Nacht. Die schon in Strophe 1 vorhandene Nachtsymbolik setzt sich fort, auch einige Personifikationen sind erneut zu erkennen, welche erneut die Bedrohung der kalten, finsteren Nacht deutlich machen. Anders als in der ersten Strophe wird nun aber auch deutlich, dass das lyrische Ich dem nächtlichen Ritt gewachsen ist. So drückt die Steigerung zwischen Vers 13 und 14 („Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, doch tausendfacher war mein Mut“) aus, dass das Verlangen des lyrischen Ichs das Treffen zu erreichen ist größer ist als die Gefahr der Nacht, die dieses Treffen verhindern könnte. Der Ausdruck „mein Mut“ (Vers 14) wird zudem durch die Verwendung einer Alliteration nochmals betont. In den letzten beiden Versen der zweiten Strophe (Vers 15 und 16) wird der Wendepunkt gegen Anfang der dritten Strophe vorbereitet, die Emotionalität des Gedichtes wird durch zwei Metaphern verdeutlicht („...verzehrend Feuer“ ; „...ganzes Herz zerfloss in Glut“ ). Ähnlich wie der Ausdruck „tausendfacher“ in Vers 14 sind auch diese beiden Metaphern superlativisch formuliert, was noch einmal die Aussage bekräftigt, wie wichtig das Treffen ist.

Direkt zu Beginn der dritten Strophe findet der Wendepunkt statt. Nach dem nächtlichen Ritt erreicht das lyrische Ich nun den Treffpunkt, zumindest kann er das lyrische Du sehen („Ich sah dich,...“ ). Auf einen Schlag fallen alle Sorgen und alle zuvor gemachten negativen Beschreibungen über die Nacht und die Finsternis ab, das lyrische Ich wendet sich nun sehr emotionsgeladen an das lyrische Du. Die Stimmung ist nun wesentlich positiver, es werden zur Verdeutlichung sehr viele positive Begriffe verwendet. Ein Enjambement direkt zu Beginn der Strophe zeigt zudem die Aufregung, welche das lyrische Ich beim Aufeinandertreffen erfährt. Der hyperbolische Ausdruck „und jeder Atemzug für dich“ spricht für das Thema der gesamten Strophe, dem lyrischen Ich geht es hier darum, seiner Geliebten klar zu machen, wie sehr er sie liebt, wie schön er sie findet.

Einen erneuten Einschnitt gibt es im ersten Vers der vierten Strophe, inhaltlich ist der Abschied gekommen. Dieser (für das lyrische Ich) schreckliche Moment wird mit einem Ausruf verdeutlicht . Weiterhin beschreibt das lyrische Ich seine Geliebt sehr liebevoll und emotionsgeladen, die Fülle an emotionalen Umschreibungen reißt nicht ab. Das erste Mal im Gedicht wird nun auch das Wort „Liebe“ verwendet, welches mit einem mit einem Parallelismus in den Fokus des Lesers gerückt wird („...welche Liebe, O welche Wonne, welcher Schmerz!“ ), enden tun diese beiden Verse (so wie Vers 25) mit einem Ausruf.

Das Gedicht endet mit einer Art allgemeinen Moral, das lyrische Ich spricht aus, was für ein Glück es für ihn ist, geliebt zu werden. Zusammenfassend lässt sich nach der genaueren Betrachtung sagen, dass sich die vorläufige Hypothese bestätigt hat. Inhaltlich ist das Gedicht in 3 Phasen geteilt, welche durch verschiedene Stilmittel bzw. Strophen- und Versunterteilung klar voneinander abgegrenzt werden. Auch das gewählte Thema „Sehnsucht“ bestätigt sich, jedoch muss man sagen, dass dieses besonders unter Betrachtung der Epoche (Sturm und Drang) zustande kommt. Das Gedicht könnte ebenfalls die Gesamtaussage treffen, das alle im Leben vergänglich ist (am Beispiel der Liebe verdeutlicht), diese Gesamtaussage passt jedoch nicht in den epochalen Zusammenhang.

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