Lola Montez von Franz Grillparzer

1	Geht nicht zurück bis auf des Ursprungs Born,
2	Wenn Wahres obsiegt und wenn Rechtes wird,
3	Es ist des Menschen Geist ein Samenkorn,
4	Das selbst erzeugt, doch selber nicht gebiert.
5	Und Erde andrerseits ein schmutzig Ding,
6	Gemein an sich und besser nicht als Kot,
7	Das manchem schon sich an die Sohlen hing,
8	Achtlos und taub für Mahnung und Gebot.
9	Doch legst das Samenkorn du in den Grund,
10	Eint sich in beiden, was nach Leben sucht,
11	Und aus der Erde aufgeschloßnem Mund
12	Hebt sich der Keim, der Blüten trägt und Frucht.
13	So eint sich unserm Geist die Leidenschaft,
14	Die ihn beirrt, zum Schlimmen oft erregt,
15	Doch liegt in ihr auch unsers Guten Kraft,
16	Dem Blinden gleicht sie, der den Lahmen trägt.
17	Denn harrtest du, bis aus Vernunft und Recht
18	Entstünde, was das Recht und die Vernunft gebot,
19	Schlimm wärs bestellt ums menschliche Geschlecht,
20	Der Trieb erzeugt die Handlung, die uns not.
21	Drum kehrt euch nicht verachtend von dem Weib,
22	In deren Arm ein König ward zum Mann,
23	Sie gab dem besseren Gedanken Leib,
24	Verlor sich selbst, allein die Welt gewann.

Details zum Gedicht „Lola Montez“

Gedicht-Analyse

Franz Grillparzer ist der Autor des Gedichtes „Lola Montez“. 1791 wurde Grillparzer in Wien geboren. Zwischen den Jahren 1807 und 1872 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier oder Realismus zuordnen. Grillparzer ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 178 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Franz Grillparzer ist auch der Autor für Gedichte wie „Vorzeichen“, „Werbung“ und „Zwischen Gaeta und Kapua“. Zum Autor des Gedichtes „Lola Montez“ haben wir auf abi-pur.de weitere 300 Gedichte veröffentlicht.

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