Abschied von der Hofbibliothek von Franz Grillparzer

Lebet wohl, ihr guten Musen,
ich verlaß euch bald,
denn an eurem welken Busen
ists verzweifelt kalt.
 
Für den Kopf, ich muß es sagen,
sorgtet ihr recht sehr,
doch ich hab auch einen Magen,
und den ließt ihr leer.
 
»Sieh den Lorbeer! Was lohnt höher?«
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Ach, ich hab ihn satt,
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scheid ich nicht, so braucht ich eher
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noch ein Feigenblatt;
 
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denn hienieden ist man leider
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nur auf Geld erpicht,
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Geld verlangt der harte Schneider,
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ach, und kein Gedicht.
 
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Mit den Göttern nur im Bunde,
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fremd im irdschen Land,
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schüttelt Gold ihr aus dem Munde,
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Kupfer aus der Hand.
 
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Leder habt ihr an den Bänden,
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keines für den Schuh,
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Tische gnug an euren Wänden,
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Tischtuch fehlt dazu.
 
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Trotz der Handschrift, die für teuer
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euer Schrein uns gibt,
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dünkt ein Wechsel mir, beim Geyer!
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beßres Manuskript,
 
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und, am Schluß, statt längerm Fabeln,
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Lieschens Auge brennt
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nach ganz andern Inkunabeln,
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als Herr Sensel kennt.
 
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Drum lebt wohl, ihr guten Musen,
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ihr seid mir zu kalt,
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mich zieht an des Lebens Busen
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stärkere Gewalt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Abschied von der Hofbibliothek“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
170
Entstehungsjahr
1791 - 1872
Epoche
Biedermeier,
Realismus

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Abschied von der Hofbibliothek“ des Autors Franz Grillparzer. Grillparzer wurde im Jahr 1791 in Wien geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1807 bis 1872 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier oder Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Grillparzer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 170 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Franz Grillparzer sind „Am Morgen nach einem Sturm“, „An einen Freund“ und „Beethoven“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abschied von der Hofbibliothek“ weitere 300 Gedichte vor.

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