Freudenhaus von August Stramm

Lichte dirnen aus den Fenstern
Die Seuche
Spreitet an der Tür
Und bietet Weiberstöhnen aus!
Frauenseelen schämen grelle Lache!
Mutterschöße gähnen Kindestod!
Ungeborenes
Geistet
Dünstelnd
10 
Durch die Räume!
11 
Scheu
12 
Im Winkel
13 
Schamzerpört
14 
Verkriecht sich
15 
Das Geschlecht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Freudenhaus“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
36
Entstehungsjahr
nach 1890
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist August Stramm, ein deutscher Lyriker und Dramatiker. Stramm ist bekannt als einer der bedeutendsten Vertreter des expressionistischen Dramas, der am 1. September 1915 verstarb. Daher kann man das Gedicht zeitlich in die Zeit des Expressionismus (ca. 1910 – 1925) in Deutschland einordnen.

Das Gedicht hinterlässt einen ersten, recht düsteren Eindruck; es scheint, dass es gesellschaftliche Probleme thematisiert, insbesondere solche, die mit weiblicher Armut und Prostitution in Verbindung stehen. Der Titel „Freudenhaus“ ist ironisch da das Gedicht wenig über Freude zu sagen hat.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich die triste und traurige Atmosphäre eines Bordells zu beschreiben. Die Frauen werden als „lichte Dirnen“ beschrieben, ein Ausdruck, der sowohl auf ihre Rolle als Prostituierte als auch auf ihre Verzweiflung und Verlorenheit hinweist. Sie werden als Seuche dargestellt, ein Wort, das eine bedrohliche und negative Assoziation hervorruft. In Vers 6 und 7 führt das Gedicht das Motiv der Mutterschaft ein und stellt einen Kontrast zu den beschriebenen Umständen her. Es wird suggeriert, dass die Gebärmütter der Frauen durch ihre Arbeit den Tod von ungeborenen Kindern verursachen, was die tragische Notlage der Frauen hervorhebt.

Die Form des Gedichts ist recht ungewöhnlich, mit vielen kurzen Versen, die manchmal nur aus einem einzigen Wort bestehen. Das trägt zur intensiven und beklemmenden Atmosphäre des Gedichts bei. Ein wichtiger Aspekt der Sprache des Gedichts ist ihre direkte und unverschleierte Art, die keinerlei romantische Verherrlichung oder Verschönerung der dargestellten Zustände zulässt. Insgesamt kommt das Gedicht mit einer kraftvollen, rohen Sprache daher, die dem Leser die Härte der dargestellten Realität ungeschönt vor Augen führt.

Das lyrische Ich erkundet hier das dunklere Ende des menschlichen Spektrums und Stramm versucht, ein Licht auf jene Bereiche der Gesellschaft zu werfen, die oft im Dunkeln verborgen sind. Hiermit möchte er ganz typisch für den Expressionismus, auf Missstände aufmerksam machen und diese verändern.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Freudenhaus“ des Autors August Stramm. 1874 wurde Stramm in Münster (Westfalen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1890 und 1915. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 36 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 15 Versen. Der Dichter August Stramm ist auch der Autor für Gedichte wie „Sehnen“ und „Sturmangriff“. Zum Autor des Gedichtes „Freudenhaus“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors August Stramm

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu August Stramm und seinem Gedicht „Freudenhaus“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors August Stramm (Infos zum Autor)