Böse Stunde von Franz Grillparzer

1	Begeisterung, was ruf ich dir
2	Und fleh dich fruchtlos an?
3	Begeisterung? Wornach? Wofür?
4	Bist du selbständig außer mir?
5	In dir? Und wo und wann?
6	Sag mir, wo du dein Haus gebaut,
7	Welch Zauber dich bewacht;
8	Voraus dich nehmend, hochvertraut,
9	Hol ich begeistert dich als Braut,
10	Durch Sturm und Kampf und Nacht.
11	Begeistert für Begeisterung?
12	Der Weg zugleich das Ziel?
13	Wer ist so ungeübt und jung,
14	Der nicht gewahrt den argen Sprung?
15	Wer hat und sucht noch viel?
16	Du also selber fehlest nicht.
17	Was sonst denn, wenn ich kalt?
18	Wärst etwa du die Flamm am Licht,
19	Verlöschend, wenns an Stoff gebricht,
20	An Nahrung, an Gehalt?
21	Wärst du das Wie und brauchst ein Was?
22	Nur Was durch ein Warum?
23	Wer Wasser schöpft ohn Unterlaß
24	Und schöpft ins Danaidenfaß,
25	Treibt wohl sich fruchtlos um.
26	Drum auf ins Leben, mutbewährt!
27	Gestrebt, geliebt, gehaßt!
28	Ist dir der Stoff erst, der sie nährt,
29	Fällt Glut vom Himmel auf den Herd
30	Und lodert ohne Rast.

Details zum Gedicht „Böse Stunde“

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Böse Stunde“ des Autors Franz Grillparzer. Geboren wurde Grillparzer im Jahr 1791 in Wien. Im Zeitraum zwischen 1807 und 1872 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier oder Realismus zuordnen. Bei Grillparzer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 158 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Franz Grillparzer ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Morgen nach einem Sturm“, „An einen Freund“ und „Beethoven“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Böse Stunde“ weitere 300 Gedichte vor.

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