Die beiden Musen von Friedrich Gottlieb Klopstock
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Ich sah ? oh, sagt mir, sah ich, was jetzt geschieht? |
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Erblickt' ich Zukunft? ? mit der britannischen |
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sah ich in Streitlauf Deutschlands Muse |
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heiß zu den krönenden Zielen fliegen. |
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Zwei Ziele grenzten, wo sich der Blick verlor, |
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dort an die Laufbahn. Eichen beschatteten |
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des Hains das eine; nah dem andren |
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weheten Palmen im Abendschimmer. |
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Gewohnt des Streitlaufs trat die von Albion |
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stolz in die Schranken, so wie sie kam, da sie |
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einst mit der Mäonid' und jener |
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am Capitol in den heißen Sand trat. |
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Sie sah die junge, bebende Streiterin; |
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doch diese bebte männlich, und glühende, |
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siegswerte Röten überströmten |
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flammend die Wang', und ihr goldnes Haar flog. |
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Schon hielt sie mühsam in der empörten Brust |
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den engen Atem, hing schon hervorgebeugt |
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dem Ziele zu; schon hub der Herold |
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ihr die Drommet', und ihr trunk'ner Blick schwamm. |
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Stolz auf die Kühne, stolzer auf sich, bemaß |
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die hohe Britin, aber mit edlem Blick, |
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dich, Thuiskone: „Ja, bei Barden |
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wuchs ich mit dir in dem Eichenhain auf; |
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allein die Sage kam mir, du seist nicht mehr! |
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Verzeih, o Muse, wenn du unsterblich bist, |
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verzeih, daß ich's erst jetzo lerne; |
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doch an dem Ziele nur will ich's lernen! |
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Dort steht es! Aber siehst du das weitere |
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und seine Kron' auch? Diesen gehaltnen Mut, |
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dies stolze Schweigen, diesen Blick, der |
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feurig zur Erde sich senkt, die kenn' ich! |
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Doch wäg's noch einmal, eh' zu gefahrvoll dir |
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der Herold tönet. War es nicht ich, die schon |
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mit der an Thermopyl die Bahn maß |
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und mit der hohen der sieben Hügel?" |
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Sie sprach's. Der ernste, richtende Augenblick |
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kam mit dem Herold näher. „Ich liebe dich!" |
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sprach schnell mit Flammenblick Teutona, |
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„Britin, ich liebe dich mit Bewund'rung! |
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Doch dich nicht heißer, als die Unsterblichkeit |
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und jene Palmen! Rühre, dein Genius |
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gebeut er's, sie vor mir; doch faß ich, |
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wenn du sie fassest, dann gleich die Kron' auch. |
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Und, oh, wie beb' ich! Oh, ihr Unsterblichen! |
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Vielleicht erreich' ich früher das hohe Ziel. |
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Dann mag, oh, dann an meine leichte, |
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fliegende Locke dein Atem hauchen!" |
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Der Herold klang. Sie flogen mit Adlereil'. |
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Die weite Laufbahn stäubte wie Wolken auf. |
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Ich sah: vorbei der Eiche wehte |
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dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie! |
Details zum Gedicht „Die beiden Musen“
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1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die beiden Musen“ des Autors Friedrich Gottlieb Klopstock. Klopstock wurde im Jahr 1724 in Quedlinburg geboren. Zwischen den Jahren 1740 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Der Schriftsteller Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 52 Versen mit insgesamt 13 Strophen und umfasst dabei 366 Worte. Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Wahl“, „Die Waage“ und „Sie“. Zum Autor des Gedichtes „Die beiden Musen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.
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