Charfreitag von Luise Büchner

1	Charfreitag ist's - da trauert
2	Die ganze Christenheit,
3	Ich traure mehr als die Andern,
4	Mein Herz trägt doppelt Leid.
5	An diesem Tag der Schmerzen
6	Ein theures Herz mir starb,
7	Das beste und das treuste,
8	Das ich im Leben erwarb.
9	O, Christenheit, du trauerst
10	Nach heilig-frommem Brauch,
11	Weil dich noch sanft umwehet
12	Des Einz'gen Geisteshauch.
13	Wie aber muß ich klagen,
14	Die ich den Stern geseh'n,
15	Die Blumie, die so frühe
16	Zur Ruhe mußte geh'n;
17	Die ich den Geist vernommen,
18	Der von den Lippen quoll,
19	Die ich dies Herz besessen
20	Der reinsten Liebe voll.
21	Ein Stück von meiner Seele
22	Mit ihr zu Grabe zog,
23	Ein Stück von meinem Geiste
24	Mit ihr von dannen flog,
25	Ein Stück von meinem Herzen
26	Deckt wieder dunkles Land,
27	Weil sie allein von Allen
28	Es ganz und gar verstand.
29	Charfreitag - düstrer Freitag,
30	Bei deinem Glockenklang
31	Mag manches Herz erbeben
32	Und schlagen schwer und bang,
33	Mag manche Thräne fließen,
34	Und mancher Seufzer weh'n,
35	Doch Niemand kann dir trüber
36	Als ich in's Antlitz seh'n!

Details zum Gedicht „Charfreitag“

Gedicht-Analyse

Luise Büchner ist die Autorin des Gedichtes „Charfreitag“. Büchner wurde im Jahr 1821 in Darmstadt geboren. In der Zeit von 1837 bis 1877 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 165 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Luise Büchner sind „Weiche Luft, nach Sonnenbrande“, „Wenn diese Stirne trüb der Gram umdüstert“ und „Kam die Liebe in mein Herz gezogen“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Charfreitag“ weitere 50 Gedichte vor.

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