Herbstlied von Luise Büchner

1	Es liegt der Herbst auf allen Wegen,
2	In hundert Farben prangt sein Kleid,
3	Wie seine Trauer, seinen Segen
4	Er um sich streut zu gleicher Zeit.
5	Es rauscht der Fuß im welken Laube,
6	Was blüht' und grünte, ward ein Traum
7	Allein am Stocke winkt die Traube
8	Und goldne Frucht schmückt rings den Baum.
9	So nimmt und gibt mit vollen Händen
10	Der Herbst, ein Dieb und eine Fee;
11	Erfüllung kann allein er spenden,
12	Doch sie umfängt ein tiefes Weh!
13	O, Herbst der Seele! deine Früchte,
14	Sind auch Gewinn sie, oder Raub?
15	Der Wünsche Blüthe ist zunichte,
16	Der Hoffnung Grün ein welkes Laub.
17	Zu schwer erkauft, um zu beglücken,
18	O, Seelenherbst, ist deine Zier!
19	Der Saft der Traube kann entzücken,
20	Doch keine Wonne strömt aus dir.
21	Die Weisheit, wie die Frucht sie nennen,
22	Sie preßt mir bittre Thränen aus,
23	Und ihres Kernes herbem Brennen
24	Entkeimet nie ein Frühlingsstrauß!

Details zum Gedicht „Herbstlied“

Gedicht-Analyse

Luise Büchner ist die Autorin des Gedichtes „Herbstlied“. 1821 wurde Büchner in Darmstadt geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1837 und 1877. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 145 Worte. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Luise Büchner sind „Petrarch und Tasso“, „Der erste Minnesänger“ und „Bei Ueberreichung einer Turnerfahne“. Zur Autorin des Gedichtes „Herbstlied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 50 Gedichte vor.

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