Dame Glück von Otto Julius Bierbaum

Nackt mit offenen Armen stand
Einen Augenblick das Glück
Dicht vor mir.
Ei, was eine schöne Brust,
Weiche Brust, volle Brust
Hat die Dame Glück, es sind
Rosenknospen zweie drauf:
Wunderschön!
 
Und wie küßt die Dame Glück!
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Heißer Kuß, drängender Kuß,
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Und man macht die Augen zu,
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Küßt das Glück.
 
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Auf die Schultern legte sie mir
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Ihrer Arme süße Last,
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Weiche Last, warme Last,
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Während sie mich küßte, lind.
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Ach, was bist du wunderhold,
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Dame Glück.
 
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Und ich that die Augen auf,
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Wollte tief ihr einmal sehn
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In das sonnige Augenpaar,
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Ach, ach, ach -:
 
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Ausgeloschen war das Licht,
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Leere Höhlen grinsten mich an,
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Eine dürre Vettel stand
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Dicht vor mir.
 
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Rippenhart die runzlige Brust,
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Lippenlos ein geifernder Mund,
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Spitz der Arm und knöcherig.
 
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Pfui, Madame! Ist das ein Scherz,
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Ist er nicht nach meinem Geschmack.
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Als Verwandlungskünstlerin
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Haben Sie vielleicht Erfolg
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Im Théâtre-Variété,
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Nicht bei mir.
 
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Und die Dame drehte sich
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Langsam um und ging hinaus,
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Durch die andre Thüre kam
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Meine Frau herein. - Ich Thor!
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Mir geschieht ganz recht: Warum
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Gab ich mich mit Weibern ab.
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Künftig will ich treuer sein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Dame Glück“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
184
Entstehungsjahr
1865 - 1910
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dame Glück“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Otto Julius Bierbaum. Bierbaum wurde im Jahr 1865 in Grünberg in Niederschlesien geboren. In der Zeit von 1881 bis 1910 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 184 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 42 Versen. Der Dichter Otto Julius Bierbaum ist auch der Autor für Gedichte wie „Als die Kerze verlosch“, „Die Eulen schrein“ und „Mondmüde“. Zum Autor des Gedichtes „Dame Glück“ haben wir auf abi-pur.de weitere 354 Gedichte veröffentlicht.

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