Arndts Wiedereinsetzung von Georg Herwegh
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O Jubelbotschaft, die zu uns gekommen! |
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O selten, selten Glück! |
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Ihr hattet einen starken Mann genommen, |
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Und gebt uns einen Greis zurück! |
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Als einst gehemmet ihr des Schwertes Blitze |
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Bei diesem Sohne Teuts, |
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Da in das Land stieß fluchend er die Spitze, |
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Und kniete vor dem stumpfen Kreuz. |
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Des Lied man sich erfreut in Süd und Norden, |
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Im Feld, am stillen Herd, |
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Durch eure Ruten ist verwandelt worden |
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Sein Pegasus zum Steckenpferd. |
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Und nun, da's Zeit, daß man sie wieder zücke, |
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Die Flamberg' allzumal, |
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Nun schickt ihr uns den Alten mit der Krücke, |
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Alt - nicht bloß durch der Jahre Zahl. |
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Wohl möcht' er stehn, wie wir noch, und nicht wanken |
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Im heißen Pulverdampf, |
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Doch rufen andre Fahnen und Gedanken |
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Und andre Götter uns zum Kampf. |
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Die Kugel blieb dieselbe allerwegen |
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Vom alten guten Blei, |
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Doch trägt man ihr ein ander Haupt entgegen, |
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Sie reißt ein stolzer Herz entzwei. |
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Vor einem Altar, dem der Freiheit, reichen |
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Sich Völker nun die Hand, |
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Und weiter, als die Lorbeern und die Eichen, |
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Dehnt sich des Deutschen Vaterland. |
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Die Sterne blassen, wenn die Sonnen funkeln, |
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Und Sonne ist er nicht; |
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Es ist ein schöner Stern, laßt ihn im Dunkeln! |
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Was reißt ihr ihn ans Morgenlicht? |
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Er ist ein Abendrot und mag noch feuchten |
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Manch Auge, kummerschwer, |
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Allein verzeiht, ihr hohen Herrn, erleuchten |
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Kann er die junge Welt nicht mehr. |
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Es zieht durch sie ein frischer schaffend Wehen |
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In ungehemmtem Lauf, |
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Und mit des Frühlings neuen Blumen gehen |
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Auch neue große Herzen auf! |
Details zum Gedicht „Arndts Wiedereinsetzung“
Georg Herwegh
10
40
248
1841
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Arndts Wiedereinsetzung“ wurde von Georg Herwegh verfasst, einem deutschen Dichter des Vormärz, der im 19. Jahrhundert lebte und arbeitete.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht gleichsam feierlich, aber auch kritisch. Es scheint eine wichtige Rückkehr oder Wiedereinsetzung einer bekannten Gestalt, wohl des namensgebenden Ernst Moritz Arndt, zu verkünden – doch es wird schnell klar, dass das lyrische Ich diese mit ambivalenten Gefühlen betrachtet.
Im Inhalt des Gedichts wird auf die Streitigkeiten zwischen Arndt und jüngeren Revolutionären hingewiesen. Arndt, einst ein revolutionärer Kämpfer, kehrt als Greis zurück zum Kampf. Doch es scheint, dass sich die Zeiten und Ideale verschoben haben und dass seine Rückkehr nicht so gefeiert wird, wie es vielleicht erwartet wurde. Während Arndt vielleicht noch in alt-romantischen Symbolen der Eiche und des Lorbeers denkt, haben sich die Ziele der neuen Revolutionäre verschoben und dehnen sich nun „weiter ... als die Lorbeern und die Eichen“. Das lyrische Ich vertritt die Ansicht, dass der gealterte Arndt die „junge Welt“ nicht mehr erhellen kann, und betont, dass die jungen Herzen bereit sind, ihre eigenen neuen Ideale und Kämpfe zu verfolgen.
Bezüglich der Form lässt sich feststellen, dass das Gedicht aus zehn vierzeiligen Strophen besteht, was eine klare Struktur schafft. Die Sprache ist sehr bildlich und verwendet Metaphern und Vergleiche, etwa wenn von Licht und Dunkelheit, von .Lebensjahren und von alten und neuen Ideen die Rede ist. Die Wiederholung der Anfangszeile („O Jubelbotschaft, die zu uns gekommen!“) im ersten und letzten Vers gibt dem Gedicht einen zyklischen Charakter, wobei die Aussage des letzten Verses („Es zieht durch sie ein frischer schaffend Wehen / In ungehemmtem Lauf, / Und mit des Frühlings neuen Blumen gehen / Auch neue große Herzen auf“) Aufbruch und Neubeginn symbolisiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Herweghs Gedicht „Arndts Wiedereinstzung“ die Wiederkunft Ernst Moritz Arndts kritisch hinterfragt und einen Generationskonflikt und eine Veränderung der revolutionären Ziele darstellt. Die neue Generation ist bereit, ihre eigenen Wege zu gehen und neue Kämpfe zu führen. Arndt wird dabei als Teil der Vergangenheit, und obwohl noch bewundert, als nicht mehr geeignet für die gegenwärtigen Herausforderungen gesehen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Arndts Wiedereinsetzung“ ist Georg Herwegh. Herwegh wurde im Jahr 1817 in Stuttgart geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1841 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 248 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Der schlimmste Feind“, „Die Arbeiter an ihre Brüder“ und „Die Partei“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Arndts Wiedereinsetzung“ weitere 200 Gedichte vor.
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