Die Arbeiter an ihre Brüder von Georg Herwegh

Wir schüren in den Essen
Die Feuer Tag und Nacht,
Am Webstuhl, an den Pressen
Steht unsre Friedenswacht.
 
Wir schürfen in dem Qualme
Der Gruben nach Metall,
Den Segen gold’ner Halme
Dankt uns der Erdenball.
 
Doch wenn das Korn gedroschen,
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Dann heißt es: Stroh als Lohn,
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Dann heißt’s: für uns den Groschen,
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Den Thaler dem Patron.
 
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Dann heißts: für uns den Schragen,
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Das weiche Bett dem Gauch!
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Dann heißt’s: Nichts in den Magen,
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Und Kugeln in den Bauch!
 
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Vergebens aus der Tiefe
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Steigt der Beraubten Chor,
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Mit seinem Vollmachtsbriefe
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Ans Glück, zum Licht empor.
 
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Was hilft es, daß wir trotzen,
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So lang noch, mordbereit,
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Ihr gegen uns den Protzen
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Die starken Arme leiht?
 
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O weh, daß ihr, im Bunde
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Mit ihnen, uns verließt,
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Und daß ihr uns wie Hunde
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Auf ihr Geheiß erschießt!
 
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Ach, wenn sie euch nicht hätten,
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Wär’ Alles wohlbestellt;
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Auf euren Bajonetten
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Ruht die verkehrte Welt.
 
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An euren Bajonetten
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Klebt aller Zeiten Fluch;
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Wir trügen keine Ketten,
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Trügt ihr kein buntes Tuch;
 
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Wir brauchten nicht zu frohnen
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Für Sultan und Vezier,
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Nicht länger für die Drohnen
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Zu darben brauchten wir.
 
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Wir hätten nicht zu beben
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Vor Pascha oder Scheik
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Und könnten bald erleben
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Den großen Fürstenstreik.
 
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Durch euch sind wir verrathen,
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Durch euch verkauft allein:
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Wann stellt ihr, o Soldaten,
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Die Arbeit endlich ein?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „Die Arbeiter an ihre Brüder“

Anzahl Strophen
12
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
220
Entstehungsjahr
nach 1833
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Die Arbeiter an ihre Brüder“ ist Georg Herwegh, ein deutscher Dichter und Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert, der bekannt dafür war, politische Themen in seiner Lyrik anzusprechen. Erwar ein wichtiger Vertreter der Revolution von 1848 und vertrat radikale sozialistische Positionen.

Bei einem ersten Eindruck lässt sich feststellen, dass das Gedicht ein klares politisches Statement ist und sich mit sozialer Ungerechtigkeit und Ausbeutung befasst. Der harte Ton und die klaren, direkten Worte lassen auf einen starken Unmut gegen das bestehende soziale System schließen.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht den Alltag und die Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse, die im Schichtbetrieb hart arbeiten muss und dafür nur geringen Lohn erhält. Die Arbeitenden fühlen sich ausgebeutet und ungerecht behandelt. Sie beklagen den fehlenden Lohn für ihre Mühen und werfen den Soldaten vor, sie zu verraten und ihre Ausbeutung zu unterstützen. Die Arbeiter rufen die Soldaten auf, sich ihrer Rolle als Unterstützer der Ausbeutung bewusst zu werden und ihre Arbeit einzustellen.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus zwölf Strophen mit je vier Versen. Die Sprache ist klar und direkt, es gibt keine übermäßige Verwendung von Metaphern oder symbolischen Bildern. Stattdessen nutzt Herwegh eine klare, eindringliche Sprache, um seine politische Botschaft zu vermitteln.

Insgesamt stellt das Gedicht eine scharfe Kritik an den Arbeitsverhältnissen und dem sozialen System der damaligen Zeit dar. Es zeigt, dass die Arbeiterklasse gemeinsam aufstehen und gegen die bestehenden Ungerechtigkeiten vorgehen muss. Das Gedicht zeigt dabei nicht nur die Härte der Arbeitenden, sondern auch ihre Wut und Entschlossenheit, sich für ihre Rechte einzusetzen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Arbeiter an ihre Brüder“ des Autors Georg Herwegh. Geboren wurde Herwegh im Jahr 1817 in Stuttgart. Das Gedicht ist in der Zeit von 1833 bis 1875 entstanden. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 220 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 12 Strophen. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Das Lied vom Hasse.“, „Den Siegestrunknen.“ und „Der arme Jakob und die kranke Lise.“. Zum Autor des Gedichtes „Die Arbeiter an ihre Brüder“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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