Der sterbende Trompeter von Georg Herwegh

Der Teufel, daß ich daniedersank!
Wie werden die polnischen Lanzen,
Wie werden die Schwerter bei anderem Klang
Den Schlachtenreigen nun tanzen?
 
Wohl stand ich so oft, wohl stand ich so oft,
Umbraust von grimmigen Wettern,
Und habe gehofft, und habe gehofft,
In befreiete Lüfte zu schmettern;
 
Ich habe gehofft, wenn der blutige Tod
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Auf sausenden Kugeln geflogen,
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Gehofft, wenn er donnernd um mich gedroht,
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Gehofft, und hab' mich betrogen.
 
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Daß die Seele leichter von hinnen zieht,
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Kameraden, seid jetzo beschworen!
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Nehmt meine Trompete und blast mir das Lied:
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»Noch ist Polen nicht verloren!«
 
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Und blast mir das Lied, sonst nichts, sonst nichts,
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Und laßt es mich sterbend noch hauchen!
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Dann gebt sie mir wieder; am Tag des Gerichts
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Werd' ich die Trompete ja brauchen.
 
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Denn wenn Gott den Toten auf Erden ruft,
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Wenn er will aus den Gräbern sie schrecken,
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Da muß er zuerst aus ihrer Gruft
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Doch die Trompeter erwecken.
 
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Das wird ein Tag der Freude, juchhei!
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Wie spreng' ich den drückenden Rasen,
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Um allen Völkern der Erde herbei
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Dann gegen die Russen zu blasen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Der sterbende Trompeter“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
176
Entstehungsjahr
1840
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der sterbende Trompeter“ wurde von Georg Herwegh verfasst, der im 19. Jahrhundert lebte. Aufgrund seiner Lebensdaten kann das Gedicht zeitlich der Epoche des Realismus oder Vormärz und Jungdeutschland zugeordnet werden, Zeiten großer politischer und sozialer Umwälzungen in Deutschland und Europa.

Im ersten Eindruck ist das Gedicht geprägt von einer starken Emotionalität und Pathos, das durch Kriegsbilder, Hoffnung und Verzweiflung erzeugt wird. Der trompetenblasenden Hauptfigur, die für ein nationales Anliegen kämpft und stirbt, wird viel Raum gegeben.

Der Inhalt des Gedichts ist relativ klar: Das lyrische Ich ist ein Trompeter, der im Sterben liegt, vermutlich auf einem Schlachtfeld. Er klagt darüber, dass die polnischen Lanzen und Schwerter ohne seinen Trompetenklang anders „tanzen“ werden, metaphorisch für den Verlauf der Schlacht. Er hatte oft inmitten stürmischer und gefährlicher Schlachten die Hoffnung, in „befreite Lüfte zu schmettern“, also für die Freiheit zu spielen und diese zu erreichen. Er hat jedoch festgestellt, dass er sich getäuscht hat und der Tod unausweichlich ist. Er bittet seine Kameraden, das Lied „Noch ist Polen nicht verloren“ für ihn zu spielen, um seinen Abschied zu erleichtern. Er plant, seine Trompete am Jüngsten Gericht zu nutzen, um die Toten aus ihren Gräbern zu schrecken, insbesondere mit Blick auf weitere Auseinandersetzungen mit den Russen.

In Bezug auf die Form des Gedichts besteht es aus sieben vierzeiligen Strophen mit einem klaren Reimschema und gleichbleibendem Versmaß. Die Sprache ist emotional aufgeladen und mit militärischen und religiösen Metaphern durchzogen. Der Trompeter, der auch im Tod noch seinen Glauben an die Unabhängigkeit Polens betont, verleiht dem Gedicht einen patriotischen und revolutionären Ton.

Insgesamt könnte dieses Gedicht als eine Zeugnis für den patriotischen Widerstand gegen die Herrschaft der Russen in Polen interpretiert werden. Mit dem lyrischen Ich als sterbenden Trompeter wird eine eindringliche und bewegende Szene gezeichnet, die großes Mitgefühl und Anteilnahme weckt. Es lädt den Leser dazu ein, über Themen wie Patriotismus, Revolution, Tod und Widerstand nachzudenken.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der sterbende Trompeter“ ist Georg Herwegh. Herwegh wurde im Jahr 1817 in Stuttgart geboren. Im Jahr 1840 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 176 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Partei“, „Die Schweiz“ und „Epilog zum Kriege“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der sterbende Trompeter“ weitere 200 Gedichte vor.

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