Seht ihr den Geist der Freiheit schreiten von Georg Herwegh

Seht ihr den Geist der Freiheit schreiten
Auf Blumensohlen durch das Land?
Zum stillen Segen liebend breiten
Die schwertgewohnte Götterhand?
 
Auf hohem Berg, im tiefsten Tale,
So freudig rauscht's, so wundersam;
Die Freiheit weint zum vierten Male,
Zum vierten Male nicht aus Gram.
 
Denn Völker knieen am Altare
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Den ihrem Sohn man auferbaut,
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Das Opfer sind vierhundert Jahre,
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Die Ewigkeit ist seine Braut.
 
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Vierhundert Jahre sind erschlagen,
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Vierhundert Feinde liegen tot,
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Bald wird er frei die Waffen tragen,
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Die ihm die freie Mutter bot.
 
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Bald wird er schleudern frei die Blitze
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In des Verbrechens düstres Haus,
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Und dann auf ihrem Lottersitze
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Des Volkes Feinde spähen aus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Seht ihr den Geist der Freiheit schreiten“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht, „Seht ihr den Geist der Freiheit schreiten“, wurde von Georg Herwegh geschrieben, einem deutschen Dichter, der von 1817 bis 1875 lebte. Er gilt als wichtiger Vertreter des literarischen Vormärz und wurde durch seine politische Lyrik bekannt.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht den Eindruck, dass es um den schwer erkämpften Geist der Freiheit und den langen Weg zur Erlangung von Freiheit und Gerechtigkeit geht, was auch durch den historischen Kontext zur Zeit des Vormärz bestätigt wird.

Das lyrische Ich spricht von Freiheit, die beschrieben wird als eine göttliche Kraft, die still und liebevoll, aber auch mit gewohnter Stärke durch das Land wandelt. Diese Freiheit ist sowohl in den hohen Bergen, als auch in den tiefsten Tälern zu finden (Vers 5 und 6), die metaphorisch für Höhen und Tiefen, für alle Lebenslagen stehen können. Während das lyrische Ich anmerkt, dass die Freiheit zum vierten Mal weint (Vers 7), erklärt es, dass dies nicht aus Kummer geschieht (Vers 8). Der Grund wird in der dritten Strophe offenbart, in der das lyrische Ich von den Opfern spricht, die für die Freiheit gebracht wurden – vierhundert Jahre (Vers 11) – und dass die Ewigkeit der „Braut“ dieser erbauten Freiheit ist (Vers 12). Es wird betont, dass die Freiheit hart erkämpft wurde („Vierhundert Jahre sind erschlagen, Vierhundert Feinde liegen tot“, Vers 13 und 14), und schließlich wird ein Sieg vorausgesagt, in dem die freie Waffe getragen wird (Vers 15 und 16), und die Feinde des Volkes aus ihrem „Lottersitz“ gespäht werden (Vers 19 und 20).

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen zu je vier Versen. Die Wortwahl ist klar und bildhaft, teilweise pathetisch und nimmt Bezug auf klassische literarische Motivik (z.B. die Ewigkeit als Braut, Götterhand, das Wandeln auf Blumensohlen). Besonders auffällig ist die wiederkehrende Zahl Vier (vierte Mal, vierhundert Jahre), die das Leitmotiv des Kampfes und des langen Weges zur Freiheit verstärkt. Die Sprache ist stark und bestimmt, was den Kampfgeist und den unerschütterlichen Willen zur Freiheit unterstreicht.

Weitere Informationen

Georg Herwegh ist der Autor des Gedichtes „Seht ihr den Geist der Freiheit schreiten“. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. In der Zeit von 1833 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 106 Worte. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Grabe Ferdinand Lassalle’s.“, „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“ und „Das Lied vom Hasse.“. Zum Autor des Gedichtes „Seht ihr den Geist der Freiheit schreiten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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