Protest von Georg Herwegh
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Solang ich noch ein Protestant, |
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Will ich auch protestieren, |
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Und jeder deutsche Musikant |
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Soll's weiter musizieren! |
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Singt alle Welt: Der freie Rhein! |
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So sing' doch ich: Ihr Herren, nein! |
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Der Rhein, der Rhein könnt' freier sein |
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So will ich protestieren. |
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Kaum war die Taufe abgetan, |
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Ich kroch noch auf den Vieren, |
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Da fing ich schon voll Glaubens an, |
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Mit Macht zu protestieren, |
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Und protestiere fort und fort, |
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O Wort, o Wind, o Wind, o Wort, |
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O selig sind, die hier und dort, |
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Die ewig protestieren. |
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Nur eins ist not, dran halt' ich fest |
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Und will es nit verlieren, |
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Das ist mein christlicher Protest, |
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Mein christlich Protestieren. |
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Was geht mich all das Wasser an |
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Vom Rheine bis zum Ozean? |
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Sind keine freien Männer dran, |
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So will ich protestieren. |
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Von nun an bis in Ewigkeit |
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Soll euch der Name zieren: |
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Solang ihr Protestanten seid, |
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Müßt ihr auch protestieren. |
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Und singt die Welt: Der freie Rhein! |
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So singet: Ach! Ihr Herren, nein! |
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Der Rhein, der Rhein könnt' freier sein, |
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Wir müssen protestieren. |
Details zum Gedicht „Protest“
Georg Herwegh
4
32
169
1841
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Protest“ stammt von dem deutschen Dichter Georg Herwegh, der von 1817 bis 1875 lebte. Herwegh war ein wichtiger Vertreter der demokratischen Bewegung des Vormärz. Seine Werke sind stark von politischen Ereignissen und sozialen Veränderungen dieser Zeit geprägt.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine leidenschaftliche Aufforderung zur ständigen Kritik und Unruhe gegenüber Macht und Autorität. Dies hängt eindeutig mit dem Kontext der Zeit zusammen, in der es entstanden ist.
Im Gedicht wiederholen sich Motive vom „Protestieren“ und dem „Frei sein“. Das lyrische Ich verkündet seine Absicht, konstant gegen alles zu protestieren, solange es Protestant ist. Es betont, dass es bereits in der Kindheit, gegen bestehende Machtverhältnisse protestiert hat. Es äußert sich auch zu seiner Gleichgültigkeit gegenüber physischen Entfernungen (vom Rhein zum Ozean), ohne die Freiheit der Menschen. Schließlich ruft das lyrische Ich alle Protestanten dazu auf, ständig den Status quo in Frage zu stellen.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit je acht Versen. Das Gedicht nutzt die Metapher des „protestierenden Protestant“, um seinen entschiedenen Widerstand gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu verdeutlichen. Der sprachliche Stil ist direkt und unverblümt, voller Imperative und Aufforderungen. Herwegh spielt geschickt mit den Begriffen „Protestant“ und „protestieren“, die trotz ihrer etymologischen Verbindung in diesem Kontext verschiedene Bedeutungen haben: Der eine bezieht sich auf eine religiöse Zugehörigkeit, der andere auf politisches oder soziales Handeln.
Insgesamt baut Herwegh sein Gedicht auf dem Konzept des Protests auf und nutzt es als Metapher für ständigen zivilen Widerstand im Streben nach politischer und sozialer Veränderung. Die Wiederholung von Phrasen und Konzepten verleiht dem Gedicht einen hymnischen Ton und macht es zu einem Aufruf, ständig den Status quo zu hinterfragen und für Gerechtigkeit einzutreten.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Protest“ des Autors Georg Herwegh. Herwegh wurde im Jahr 1817 in Stuttgart geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1841. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei dem Schriftsteller Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 169 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Die Partei“, „Die Schweiz“ und „Epilog zum Kriege“. Zum Autor des Gedichtes „Protest“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.
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