Die Jungen und die Alten von Georg Herwegh
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»Du bist jung, du sollst nicht sprechen! |
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Du bist jung, wir sind die Alten! |
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Laß die Wogen erst sich brechen |
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Und die Gluten erst erkalten! |
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Du bist jung, dein Tun ist eitel! |
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Du bist jung und unerfahren! |
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Du bist jung, kränz' deinen Scheitel |
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Erst mit unsern weißen Haaren! |
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Lern', mein Lieber, erst entsagen, |
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Laß die Flammen erst verrauchen, |
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Laß dich erst in Ketten schlagen, |
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Dann vielleicht kann man dich brauchen!« |
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Kluge Herren! Die Gefangnen |
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Möchten ihresgleichen schauen; |
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Doch, ihr Hüter des Vergangnen, |
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Wer soll denn die Zukunft bauen? |
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Sprecht, was sind euch denn verblieben, |
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Außer uns, für wackre Stützen? |
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Wer soll eure Töchter lieben? |
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Wer soll eure Häuser schützen? |
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Schmäht mir nicht die blonden Locken, |
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Nicht die stürmische Gebärde! |
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Schön sind eure Silberflocken, |
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Doch dem Gold gehört die Erde. |
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Schmähet, schmäht mir nicht die Jugend, |
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Wie sie auch sich laut verkündigt! |
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O wie oft hat eure Tugend |
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An der Menschheit still gesündigt! |
Details zum Gedicht „Die Jungen und die Alten“
Georg Herwegh
7
28
152
1840
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Jungen und die Alten“ stammt von Georg Herwegh, einem deutschen Dichter der Revolution von 1848. Von seinem Lebensdaten, 1817 bis 1875, kann vermutet werden, dass es sich um ein Werk aus der Mitte des 19. Jahrhunderts handelt.
Auf den ersten Blick fällt die Zwiegespräch-Struktur des Gedichtes auf und das Thema an sich: der Konflikt zwischen Jung und Alt. Herwegh präsentiert zwei grundlegend verschiedene Sichtweisen – die der älteren Generation, die Erfahrung und Weisheit betont, und die der jüngeren Generation, die Flexibilität und Veränderung sucht.
Inhaltlich geht es um den Dialog beziehungsweise den Konflikt zwischen der älteren und der jüngeren Generation. Die Älteren versuchen, die Jungen zu zähmen und sie ihre Positionen einnehmen zu lassen: Sie sollen erst Erfahrungen sammeln, abwarten und sich den Regeln der Älteren unterordnen. Das lyrische Ich, welches die junge Generation repräsentiert, widersetzt sich diesem Vorhaben und stellt die Selbstverantwortung, den Mut und die Notwendigkeit der Jugend für die Zukunft in den Vordergrund.
Auf formaler Ebene fällt auf, dass jedes der sieben Strophen exakt vier Verse hat, was dem Gedicht eine klare und strengen Struktur verleiht. Diese Form entspricht dem klassischen, vierzeiligen Kreuzreim, der oft in der Gedicht-Tradition verwendet wird.
Bezüglich der Sprache ist zu bemerken, dass Herwegh eine einfache und direkte Ausdrucksweise verwendet und somit ein Prinzip der direkten Kommunikation zwischen den Generationen schafft. Ebenfalls hervorzuheben ist der Verwendung von Metaphern, wie „deinen Scheitel erst mit unsern weißen Haaren kränzen“ für das Älterwerden und die Erfahrung und „doch dem Gold gehört die Erde“ für die Bedeutung und den Wert der Jugend. Dadurch entsteht ein plastisches und einprägsames Bild des Generationenkonflikts.
Zusammenfassend ist das Gedicht von Herwegh eine kritische Auseinandersetzung mit der Haltung der älteren Generation gegenüber der Jugend. Es wirbt für die Anerkennung und das Zulassen von Dynamik und Veränderung, die durch die jüngere Generation repräsentiert werden.
Weitere Informationen
Georg Herwegh ist der Autor des Gedichtes „Die Jungen und die Alten“. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1840 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 152 Worte. Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Arbeiter an ihre Brüder“, „Die Partei“ und „Die Schweiz“. Zum Autor des Gedichtes „Die Jungen und die Alten“ haben wir auf abi-pur.de weitere 200 Gedichte veröffentlicht.
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