Frühlingslied von Georg Herwegh
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Noch ein Lied dem deutschen Bürger, |
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Noch ein echtes Maienlied! |
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Frühling sei es keinem Würger, |
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Der sein Volk zum Staube zieht; |
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Frühling jedem bis zum Tod, |
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Frühling nie für den Despot! |
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Selbst der Himmel, warm und rein, |
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Der des Freien Brust erweitert, |
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Eine Klippe, dran er scheitert, |
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Mög' er jedem Wütrich sein. |
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Alle Blumen sollen flüstern: |
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»Seht ihr, seht ihr den Tyrann? |
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Bleib in deinem Reich, dem düstern, |
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In der Hölle, finstrer Mann! |
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Willst du noch des Weihrauchs mehr? |
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Unser Kelch ist für dich leer, |
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Fort! Du taugst nicht an das Licht! |
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Weiche ferne, du Verräter, |
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Du verstehst den freien Äther |
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Und die Frühlingsfreiheit nicht!« |
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Jede Biene dünk' Tarantel, |
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Jeder Rose Purpurkleid |
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Ihm ein Karbonarimantel, |
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Drin ein Dolch für ihn bereit! |
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Jeglich Säuseln, das er hört, |
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Ihm sein Volk, das sich empört; |
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Keine Freude und kein Scherz, |
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Keine Wonne soll ihm blühen, |
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Und von keiner Sonne glühen |
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Je ihm sein sibirisch Herz! |
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Nächtlich mit Entsetzen dreh' er |
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Sich im sternenlosen Nichts, |
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Und von allen Engeln seh' er |
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Nur den Engel des Gerichts; |
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Jeder Schlag der Nachtigall |
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Kling' ihm wie Posaunenschall, |
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Der ihn vor den Ew'gen ruft; |
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Und der Lerche jubelnd Schmettern, |
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Wie der Blitz von tausend Wettern |
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Treff' es ihn aus blauer Luft. |
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Jeder Blütenbaum am Wege |
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Streu' aufs Haupt ihm Silberschnee, |
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Einen eis'gen Panzer lege |
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Um sein Schiff ihm jeder See; |
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Wo er immer landen mag, |
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Flieh' erschreckt der goldne Tag; |
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In der öden, kahlen Flur |
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Soll sich seine Seele spiegeln, |
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Ihm ein Buch mit tausend Siegeln |
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Sei im Lenze die Natur. |
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Ja, o Lenz, sei für die Dichter, |
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Für die Völker Lenz allein! |
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Für Tyrannen sollst du Richter, |
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Für Tyrannen Rächer sein. |
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Schreib auf jedes grüne Blatt; |
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Ich bin eurer herzlich satt, |
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Eurer schnöden Tyrannei! |
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Frei sind meiner Blumen Düfte, |
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Meine Wolken, meine Lüfte, |
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Auch die Menschen seien frei! |
Details zum Gedicht „Frühlingslied“
Georg Herwegh
6
60
301
1841
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Frühlingslied“ wurde von Georg Herwegh verfasst, der von 1817 bis 1875 lebte. Dies situiert das Werk in das 19. Jahrhundert, der Zeit des Vormärz und der Revolutionsjahre 1848/49, in welcher Georg Herwegh, als politisch engagierter Dichter, lebte und wirkte.
Auf den ersten Blick präsentiert sich das Gedicht als ein Frühlingslied, das den Wechsel der Jahreszeiten und die damit verbundene Pracht der Natur feiert. Beim genaueren Betrachten wird jedoch deutlich, dass das Gedicht eine starke politische Botschaft trägt.
Herwegh nutzt das Frühlingsthema als Metapher für politische Freiheit und kritisiert unseren Umgang mit Tyrannei und Despotie. Das lyrische Ich ruft den Frühling dazu auf, keinem Tyrannen zu dienen und sie stattdessen zu richten. Es wendet sich direkt an den Leser und fordert ihn dazu auf, gegen die Tyrannei aufzustehen und die Freiheit zu erlangen.
Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils zehn Versen. Dieses strikte metrische Muster ist typisch für die Form der politischen Lyrik des 19. Jahrhunderts, da sich diese Art der Gedichte oft an Volksliedformen orientierte. Bei den Reimen handelt es sich um Kreuzreime, die dem Gedicht einen flüssigen, liedartigen Rhythmus verleihen.
Sprachlich ist das Gedicht von starken Bildern und Metaphern geprägt, welche die politische Botschaft untermalen. Begriffe wie „Würger“ und „Wütrich“ für Despoten veranschaulichen die negative Einstellung des lyrischen Ichs gegenüber Tyrannei. Zudem verwendet Herwegh eine gehobene, emotionale Sprache, die das Leid unterdrückter Völker und den Wunsch nach Befreiung verstärkt zum Ausdruck bringt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Georg Herweghs „Frühlingslied“ eine politisch aufgeladene Dichtung ist, die mithilfe sprachlicher Bilder und einer strengen formalen Struktur den Freiheitskampf der Menschen gegen Tyrannei symbolisiert und bekräftigt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Frühlingslied“ des Autors Georg Herwegh. Der Autor Georg Herwegh wurde 1817 in Stuttgart geboren. Im Jahr 1841 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 301 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 60 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Der arme Jakob und die kranke Lise.“, „Der schlimmste Feind“ und „Die Arbeiter an ihre Brüder“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Frühlingslied“ weitere 200 Gedichte vor.
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Zum Autor Georg Herwegh sind auf abi-pur.de 200 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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