Vive le Roi! von Georg Herwegh

Vive le roi!... Wie haben Trugpropheten
Mit diesem Lügenwunsch ihn doch berauscht!
Wie gierig haben stets bei seinen Fêten
Furcht, Interesse, Eitelkeit gelauscht!
Ich mag den Herren ihre Kreuze gönnen,
Wenn ich sie so zu Hofe traben seh',
Und steh' beiseit', um rufen noch zu können:
Vive la liberté!
 
Vive le roi!... So hatten Höflings-Weise
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Dem Hochmut eines Erdengotts gefrönt;
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Wie ward ihr lauter Jubel doch so leise,
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Als drauf der Leoniden Ruf ertönt!
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O heil'ger Ruf, der noch in unsern Tagen
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So prächtig klingt, wie bei Thermopylä!
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Auch unsre Fahne soll als Wahlspruch tragen:
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Vive la liberté!
 
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Vive le roi!... Wie oft mußt' das erschallen
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Von unsern Burgen, wenn am eignen Herd
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In ihres Fürsten Namen die Vasallen
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Erwürgte unsrer gnäd'gen Herren Schwert!
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Noch heben nächtlich sie beim Mondenschimmer
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Die blut'gen Klingen fluchend in die Höh',
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Doch lächelnd schreibt der Wandrer auf die Trümmer:
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Vive la liberté!
 
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Vive le roi!... Ha! so erstickt der Sklave
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Der Rache Ruf im eitelen Refrain;
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Daß ja das ew'ge Kind recht ruhig schlafe,
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Seht ihr, so wiegt man einen Fürsten ein!
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Doch bricht das Wetter aus, so lang beschworen,
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Ist er verlassen, ohne Schmeichler - Weh!
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Dann donnert ihm vernichtend in die Ohren:
32 
Vive la liberté!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Vive le Roi!“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
203
Entstehungsjahr
1840
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vive le Roi!“ stammt vom Dichter Georg Herwegh, einem Zugehörigen der literarischen Strömung „Vormärz“, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland existierte und einen kritischen Diskurs gegenüber monarchischen und feudalen Strukturen vertrat.

Das Gedicht hinterlässt einen mächtigen ersten Eindruck. Es positioniert sich deutlich gegen die Machtstrukturen der damaligen Zeit und stellt eine beträchtliche Stoßrichtung in Richtung Freiheit dar.

Inhaltlich kritisiert das lyrische Ich die falsche Loyalität und Unterwerfung gegenüber dem König (Vers 1-8). Es gibt zu erkennen, dass es selbst lieber auf Freiheit als auf herrschende Autorität setzt. Das lyrische Ich legt offen, dass die treue Ergebenheit gegenüber dem König nur eine Fassade ist und wahre Freiheit die Idealvorstellung darstellen sollte (Vers 9-16). Es betont den Blutzoll, den die Untertanen unter der Führung des Königs leiden mussten, und soschließt nochmals mit dem Aufruf für Freiheit (Vers 17-24). Schließlich prangert das Ich in der letzten Strophe den Rache-Ruf der Sklaven an und zeigt die Leere und Hilflosigkeit des Königs, wenn die Freiheitsrufe überhandnehmen (Vers 25-32).

In Bezug auf die Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in vier gleichlange Strophen mit jeweils acht Versen unterteilt ist. Diese Regularität verleiht dem Gedicht eine klare und strukturierte Form. Des Weiteren verwendet Herwegh eine gehobene, teils archaische Sprache, um historischen Kontext und Ernsthaftigkeit zu vermitteln. Er benutzt starke und kraftvolle Bilder, wie etwa den Vergleich des Königs mit einem „Erdengott“ (Vers 10), um die vorhandene Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität hervorzuheben.

Zusammenfassend nutzt Herwegh das Gedicht „Vive le Roi!“, um eine deutliche Kritik an der Monarchie und der damaligen politischen Landschaft zu äußern. Mit starken Bildern und Vergleichen zeigt er die Distanz zwischen Realität und Wunschdenken auf und stellt hierbei Freiheit als den höchsten Wert dar. Es handelt sich um ein engagiertes, politisches Gedicht, das klar Stellung bezieht und sich für Veränderungen einsetzt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Vive le Roi!“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1840 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 203 Worte. Die Gedichte „Die Partei“, „Die Schweiz“ und „Epilog zum Kriege“ sind weitere Werke des Autors Georg Herwegh. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vive le Roi!“ weitere 200 Gedichte vor.

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