Gesang der Jungen bei der Amnestierung der Alten von Georg Herwegh

Wie Wogendonner vom fernen Meer,
Wie Wetter und Sturm im Lenze,
So brauset der Tag, der junge, daher,
Und die alten Kerker, sie werden leer
Kredenze, mein Liebchen, kredenze!
Doch weiß ich noch manch einen wackeren Mann,
Der drein mit Ehren kommen kann.
Gott schütze dich, Liebchen!
 
Ihr habt die Erlösung so nahe gedacht,
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Ihr Brüder, ihr lustigen Zecher;
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Ihr glaubtet zu fallen in blutiger Schlacht;
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In den Kerkern wird uns Quartier gemacht
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Den Becher, mein Liebchen, den Becher!
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Die Alten heraus und die Jungen hinein!
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Wie sollte der Weltlauf anders sein?
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Gott schütze dich, Liebchen!
 
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Es gehet auf Erden wieder um
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Der Teufel mit wildem Gebrülle;
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Die deutsche Lippe bleibet nicht stumm,
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Der Deutsche schützet sein Heiligtum
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O fülle, mein Liebchen, o fülle!
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Der Himmel will's und das Herz gebeut's:
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Wir sprechen wie Männer und tragen das Kreuz.
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Gott schütze dich, Liebchen!
 
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Vom hohen Turme schauet ein Aar
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Denk mein, Feinliebchen, o denke!
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Dort ruhet mein Arm, dort bleichet mein Haar;
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Doch über drei Tage und über ein Jahr
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Schenk' ein, mein Liebchen, o schenke!
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Da läuten die Völker zum heiligen Sturm,
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Wir leeren die Gläser und steigen vom Turm!
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Gott grüße dich, Liebchen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Gesang der Jungen bei der Amnestierung der Alten“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
195
Entstehungsjahr
1841
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das zu interpretierende Gedicht ist „Gesang der Jungen bei der Amnestierung der Alten“ von Georg Herwegh, einem deutschen Dichter der Zeit des Vormärz und der Revolution von 1848. Herwegh war bekannt für seine politischen und revolutionären Gedichte, die stark von seiner Ablehnung der Unterdrückung und des Unrechts des damaligen politischen Systems geprägt waren.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen besteht und einen starken Rhythmus hat. Es scheint von Bewegung und hohen Emotionen geprägt zu sein, die durch die expressiven, oft kraftvollen Beschreibungen wie „Wogendonner“, „Wetter und Sturm“, „Teufel mit wildem Gebrülle“ hervorgehoben werden.

Im Wesentlichen scheint das lyrische Ich die Hoffnung und Entschlossenheit der jungen Generation zu verkörpern, die bereit ist, gegen die alte Ordnung aufzubegehren, um eine gerechtere und freiere Welt zu schaffen. Dabei benutzt es eine symbolische Sprache, in der zum Beispiel der „Donner“, „Sturm“ und „hohen Turm“ als Metaphern für revolutionäre Energie und Veränderung stehen könnten.

Das lyrische Ich bittet sein „Liebchen“, seine Gläser zu füllen und sie ermutigen, auf seine Reise und seine Ziele anzustoßen. Gleichzeitig gibt es einen Wechsel der Generationen an, in dem die „Alten“ den „Kerkern“ entkommen und die Jungen ihren Platz einnehmen. Hier könnte „Kerker“ eine Metapher für Unterdrückung oder Ungerechtigkeit sein, während das „Liebchen“ als Symbol für Hoffnung, Unterstützung und Liebe interpretiert werden könnte.

Das Gedicht endet mit einer affirmativen Botschaft, in der das lyrische Ich die Hoffnung auf ein zukünftiges Erwachen der „Völker zum heiligen Sturm“ ausdrückt. In dieser Passage könnten „Völker“ für das Volk und „heiliger Sturm“ für eine gerechtere und freiere Gesellschaft stehen.

Formal gesehen hat das Gedicht einen festen Versmaß und ein klar erkennbares Reimschema (ABAB). Der „Gott schütze dich, Liebchen“ bzw. „Gott grüße dich, Liebchen“ Refrain verleiht dem Gedicht zusätzlich eine Struktur und einen rhythmischen Fluss.

Die Sprache des Gedichts ist kraftvoll und expressiv, oft mit starken Bildern und Metaphern. Sie appelliert an die Emotionen des Lesers und sorgt für eine kraftvolle Atmosphäre, die die revolutionäre Botschaft des Gedichts unterstreicht.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Gesang der Jungen bei der Amnestierung der Alten“ ein revolutionäres Gedicht ist, das die Hoffnungen und Kämpfe seiner Zeit reflektiert. Trotz seiner spezifischen historischen Kontexte kann es auch als eine Inspiration für alle Generationen gelesen werden, die für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Gesang der Jungen bei der Amnestierung der Alten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Der Autor Georg Herwegh wurde 1817 in Stuttgart geboren. Im Jahr 1841 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 195 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“, „Das Lied vom Hasse.“ und „Den Siegestrunknen.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gesang der Jungen bei der Amnestierung der Alten“ weitere 200 Gedichte vor.

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