Béranger von Georg Herwegh

Frühling! Frühling! Die Feder wird zur Schwinge,
Und jedes Elend eine Seligkeit!
Frühling! Frühling! Der Griffel wird zur Klinge,
Die mutig die verjüngte Welt befreit!
Ein Lied mein Morgen- und mein Abendsegen,
Ein Lied für jeden Jubel, jedes Weh,
Doch meiner Kränze schönsten laßt mich legen
Ums Silberhaar heut meinem Béranger!
 
Er küßte jede Freiheit in der Wiege,
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Er weinte jeder in die Grube nach;
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Er war der zweite Held bei jedem Siege;
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Er rief den Donner für Tyrannen wach;
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Es wurde zur erschütternden Lawine
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Des holden Hauptes leichter Flockenschnee;
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Der Freiheit ewig unerschöpfte Mine,
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Es ist das Herz von meinem Béranger!
 
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Die von der Heimat Boden sich verbannten,
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Wo freier Seelen Opfer nichts mehr nützt,
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Und ihr, des Zaren reinste Diamanten,
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Die er vor Dieben in Sibirien schützt,
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Auf deinen Bergen, kühner Suliote,
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Du, Türk', in deiner luftigen Moschee,
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Teilt heute zwischen ihm und eurem Gotte,
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Teilt zwischen Gott und meinem Béranger!
 
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Wer lag am Boden, den er nicht erhoben?
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Und wessen Herz ist seinem Lied zu klein?
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Wo ist die Hütte, drum er nicht gewoben
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Hätt' einen Paradieses-Heil'genschein?
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Du »Alter Vagabund«, den ich dem Grabe
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So grollend dort entgegenschleichen seh',
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Heil, dreifach Heil dem morschen Bettelstabe,
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Dem Aaronstab von meinem Béranger!
 
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Frühling! die Gärten wollen Rosen tragen,
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Die ersten flugs hier meinem Mann ums Haupt!
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Die Nachtigall, die für die Freiheit hat geschlagen,
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Hat an die Liebe glühend auch geglaubt,
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Doch wollt' er einzig von der Liebe singen,
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Daß auch die Liebe bei der Freiheit steh',
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Ein Schwert mit Rosen wollen wir ihm bringen,
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Ein Schwert mit Rosen meinem Béranger!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Béranger“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
262
Entstehungsjahr
1840
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor dieses Gedichts ist Georg Herwegh, ein deutscher Dichter, der im 19. Jahrhundert lebte. Herwegh war bekannt für seine politischen und sozialkritischen Werke und gilt als einer der Hauptvertreter des Vormärz.

Beim Lesen des Gedichts fällt auf, dass Herwegh in hohem Maße die Figur des „Béranger“ verherrlicht. Bei „Béranger“ handelt es sich um Pierre-Jean de Béranger, einen französischen Dichter und Liedermacher, der für seine satirischen und politischen Lieder sowie für seine Unterstützung der französischen Revolution bekannt war. Man kann also davon ausgehen, dass das Gedicht historisch in die Zeit der politischen Umwälzungen in Europa im 19. Jahrhundert einzuordnen ist.

Das lyrische Ich spricht voller Begeisterung und Hochachtung von Béranger. In jeder Strophe wird Bérangers Rolle als Freiheitskämpfer, sein unermüdliches Eintreten für die Freiheit und seine Fähigkeit, Menschen mit seinen Liedern zu bewegen, hervorgehoben. So wird er als Held, als Quelle unerschöpflicher Freiheit und ständiger Unterstützer der Unterdrückten dargestellt. Außerdem wird Béranger als jemand verehrt, der sowohl von Gott als auch von Menschen hoch geachtet wird, und sogar als jemand, der die Liebe besingt, um sie mit der Freiheit zu verbinden.

Das Gedicht hat eine klare, rhythmische Struktur mit fünf Strophen zu je acht Versen und einen auffallend wiederkehrenden Anfang („Frühling! Frühling!“). Es lässt sich eine Mischung aus Romantik und Realismus feststellen - einerseits wird Béranger idealisiert und verehrt, andererseits gibt es konkrete Verweise auf Ereignisse und Situationen seiner Zeit. Der Sprachstil ist poetisch, metaphorisch und zeichnet sich durch kraftvolle Bilder aus, die Bérangers Kampfgeist und Idealismus widerspiegeln.

Abschließend kann man sagen, dass das Gedicht Georg Herweghs Begeisterung und Bewunderung für Pierre-Jean de Béranger als Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit zum Ausdruck bringt. In einer Zeit großer politischer Umbrüche sieht Herwegh in Béranger einen strahlenden Helden, dessen Ideale und Lieder eine wichtige Inspirationsquelle sind.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Béranger“ ist Georg Herwegh. Herwegh wurde im Jahr 1817 in Stuttgart geboren. Im Jahr 1840 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 262 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Herwegh sind „Den Siegestrunknen.“, „Der arme Jakob und die kranke Lise.“ und „Der schlimmste Feind“. Zum Autor des Gedichtes „Béranger“ haben wir auf abi-pur.de weitere 200 Gedichte veröffentlicht.

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