Schlechter Trost von Georg Herwegh
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Du wirst ein schöner Leben schauen, |
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Und ewig, ewig bleibt es dein; |
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Man wird dir goldne Schlösser bauen, |
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Nur - mußt du erst gestorben sein! |
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Du wirst bis zu den Sternen dringen |
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Und stellen dich in ihre Reihn, |
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Von Welten dich zu Welten schwingen, |
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Nur - mußt du erst gestorben sein. |
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9 |
Du wirst, ein freier Brutus, wallen |
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Mit Brutussen noch im Verein, |
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All deine Ketten werden fallen, |
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Nur - mußt du erst gestorben sein. |
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Wenn Sünder in der Hölle braten, |
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So gehest du zum Himmel ein; |
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Du wirst geküßt und nicht verraten, |
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Nur - mußt du erst gestorben sein. |
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Ob ihm der Ost die Segel blähe, |
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Was hilft's dem morschen, lecken Kahn |
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Was hilft dem Fink die Sonnennähe, |
20 |
Den tot ein Adler trägt hinan? |
Details zum Gedicht „Schlechter Trost“
Georg Herwegh
5
20
124
1840
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Schlechter Trost“ und stammt von dem deutschen Dichter Georg Herwegh, der von 1817 bis 1875 lebte. Da Herwegh der literarischen Bewegung des Vormärz und der revolutionären Lyrik zuzuordnen ist, kann das Gedicht ebenfalls dieser Epoche zugeordnet werden.
Beim ersten Lesen fällt sofort die düstere, sarkastische und konfrontierende Haltung des lyrischen Ichs auf. Es beschreibt eine Welt voller Wunder, jedoch mit einem kontinuierlichen, bitteren Nachsatz: all diese Wunder wären erst im Tod erreichbar. Damit beschäftigt sich Herwegh in seinem Gedicht kritisch mit Versprechungen des religiösen Trostes im Jenseits und stellt diese der Realität des Lebens gegenüber.
In einfacheren Worten gesprochen nimmt das lyrische Ich diverse Versprechen auseinander, die die Menschen darin trösten sollen, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Neubeginn voller Wunder und Glück. Es kritisiert jedoch, dass all diese Segnungen und Freiheiten erst erlangt werden können, wenn man gestorben ist. Diese sarkastische Darbietung dient als vehemente Kritik an der Vorstellung, das Leiden im Diesseits mit den Aussichten auf das Jenseits zu trösten. Damit kritisiert das lyrische Ich, dass Trost und Hoffnung auf das Jenseits oft dazu genutzt werden, Ungerechtigkeiten und Leiden im Diesseits zu rechtfertigen.
Die Form des Gedichts ist durch eine regelmäßige Strophen- und Versbildung gekennzeichnet; jede der fünf Strophen besteht aus vier Versen. Außerdem endet jede Strophe mit der Wendung „Nur - mußt du erst gestorben sein“, die als wiederkehrendes Motiv und zynisches Leitmotiv fungiert. Die Sprache des Gedichts zeichnet sich durch einen sarkastischen Tonfall in Prosaartiger Sprache aus, der in starkem Kontrast zu den romantischen und hehren Versprechungen des Jenseits steht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Georg Herweghs Gedicht „Schlechter Trost“ ein kritisches Licht auf religiöse Versprechungen von Glück und Freiheit im Jenseits wirft. Dieses Glück, so die bittere Konsequenz des Gedichts, kommt immer zu spät - nach dem Tod und nicht während des Lebens. Daher prangert Herwegh die Versprechungen als „schlechten Trost“ und tröstende Illusionen an.
Weitere Informationen
Georg Herwegh ist der Autor des Gedichtes „Schlechter Trost“. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1840 zurück. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 124 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Den Siegestrunknen.“, „Der arme Jakob und die kranke Lise.“ und „Der schlimmste Feind“. Zum Autor des Gedichtes „Schlechter Trost“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.
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