Gegen Rom von Georg Herwegh
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Noch einen Fluch schlepp' ich herbei: |
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Fluch über dich, o Petri Sohn! |
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Fluch über deine Klerisei! |
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Fluch über deinen Sündenthron! |
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Nur Gift und Galle war, o Papst, |
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Was du vom Pol bis zu den Tropen |
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Der Welt mit deinem Zepter gabst, |
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Mit deinem Zepter von Ysopen. |
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Weh dir! Europas Kanaan, |
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Das einen Brutus einst gezeugt |
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Und jetzt sich vor dem Vatikan |
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Mit feigem Sklavengruße beugt; |
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Im Fleisch der Menschheit ward zum Pfahl |
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Die Wiege des Rienzi Cola, |
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Seit Luthern traf des Bannes Strahl |
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Und seit loyal dort nur Loyola. |
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Der Boden, der von Honig troff, |
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Nur Tränen bringt er noch hervor, |
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Seit Heinrich in des Pfaffen Hof, |
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Ein Knecht im Büßerhemde, fror; |
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Sein Weihrauch ist ein Grabgeruch, |
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Das Eden wurde zur Sahara, |
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Und zu Italiens Leichentuch |
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Die farbenglühende Tiara. |
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Doch spreiz' dich nicht, du stolzes Rom, |
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Dir ist ein baldig Ziel gesetzt; |
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Du bist ein längst versiegter Strom, |
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Der keines Kindes Mund mehr letzt; |
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Du bist ein tief gefallen Land, |
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Du bist das auferstandne Babel, |
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Der Trug ist deine rechte Hand, |
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Dein Schwert das Märchen und die Fabel. |
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Und ob du Diener dir erkürst |
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In aller Welt, du mußt vergehn; |
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Es kann wohl ohne Kirchenfürst |
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Der Geist, der heilige, bestehn. |
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Du Autokrat im Höllenpfuhl, |
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Empfange noch mein letztes Zeter! |
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Du Herrscher auf St. Petri Stuhl, |
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Fürwahr! du gleichest jenem Peter |
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Dem keine Glut ins Antlitz flammt, |
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Wenn man ob Göttern hält Gericht, |
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Der, wenn man sie zum Kreuz verdammt, |
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Noch ruft: »Ich kenn' die Menschen nicht!« |
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Der, wenn die Erde selbst sich härmt |
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Und tief in sich zusammenschaudert, |
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Am Feuer seine Hände wärmt |
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Und mit des Richters Mägden plaudert. |
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Du bist kein Fels, wie Petrus war, |
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Du bist nur feig und schwach, wie er; |
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Ein Morgenhauch bringt dir Gefahr |
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Und streut dein Reich wie Sand umher! |
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Du wirst erliegen, Lügenhirt, |
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Empören werden sich die Denker, |
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Das Brausen des Jahrhunderts wird |
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Zertrümmern seine letzten Henker! |
Details zum Gedicht „Gegen Rom“
Georg Herwegh
7
56
314
1841
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Gegen Rom“ stammt vom deutschen Dichter Georg Herwegh und wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts verfasst. Herwegh war Zeitgenosse von Heinrich Heine und genoss in seiner Zeit eine hohe Popularität. Er war ein entschiedener Gegner von Tyrannei und Klerikalismus, ihre Unterdrückung der Freiheit und Gerechtigkeit wurde häufig von Herwegh kritisiert.
Auf den ersten Blick macht dieses siebenstrophige Gedicht einen sehr düsteren und verurteilenden Eindruck. Es ist ein vehementer Angriff auf die katholische Kirche, die von Herwegh als korrupt und heuchlerisch kritisiert wird.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine scharfe Verurteilung der katholischen Kirche, speziell der Päpste und ihrer Regierungsweise. Der dichterische Sprecher - das lyrische Ich - bezeichnet das Papsttum als Tyrannei und wirft ihnen vor, Lügen zu verbreiten und Macht zu missbrauchen. Der Papst wird auch mit Petrus verglichen, dem Jünger Jesu, der ihn verleugnet hat. Es gibt Anspielungen auf verschiedene historische Ereignisse und Figuren, wie Martin Luther oder Heinrich IV. von Frankreich, um zu zeigen, dass die Kirche bereits seit vielen Jahrhunderten böse Taten verübt. Herwegh prophezeit den Fall der Kirche, indem er sagt, dass die Aufklärung und das Erwachen des menschlichen Geistes schließlich dazu führen wird, dass ihre Macht zu Ende geht.
Sprachlich nutzt Herwegh drastische und expressive Formulierungen, um seine Kritik am Papsttum auszudrücken. Seine Wörter sind geprägt von Zorn und Verachtung. Die Metaphern und Bilder, die er verwendet, sind meist negativ und harsch. So beschreibt er Rom zum Beispiel als „auferstandenes Babel“ oder den Papst als „Autokrat im Höllenpfuhl“.
Die Form des Gedichts ist in regelmäßigen Strophen und Versen strukturiert und hat ein festes Reimschema (aabbccdd). Dies verleiht dem Gedicht eine deutliche und schneidende Wirkung, die es ermöglicht, seine kritische Botschaft auf kraftvolle Weise zu übermitteln.
Zusammengefasst drückt Herwegh in diesem Gedicht seine tiefe Abneigung und Verachtung gegenüber der katholischen Kirche aus und prophezeit ihren Untergang. Es ist ein deutlicher Ausdruck des religiösen Konflikts seiner Zeit und des Wunsches nach einer Reform der Kirche und einer Abkehr von ihrer autoritären und korrupten Regierungsweise.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Gegen Rom“ ist Georg Herwegh. Geboren wurde Herwegh im Jahr 1817 in Stuttgart. Im Jahr 1841 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 314 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 56 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Herwegh sind „Die Partei“, „Die Schweiz“ und „Epilog zum Kriege“. Zum Autor des Gedichtes „Gegen Rom“ haben wir auf abi-pur.de weitere 200 Gedichte veröffentlicht.
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