Zuruf von Georg Herwegh

Schaut der Sonne Auferstehn!
Strahlend blickt sie in die Runde,
Strahlend, wie zur ersten Stunde,
Und hat vieler Jahre Leid gesehn.
 
Wie's auch stürme, haltet stand,
Junge Herzen, unverdrossen!
Der ihn einstens ausgegossen,
Hat den Geist uns abermals gesandt.
 
Bald erschallt in Ost und West
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Jubel, millionentönig;
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Freiheit heißt der letzte König,
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Und sein Reich bleibt ewig felsenfest.
 
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Nimmer schwingt in unsrem Haus
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Der Kosake seine Knute,
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Unsre deutsche Zauberrute
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Schlägt noch manchen goldnen Frühling aus.
 
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Junge Herzen, unverzagt!
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Bald erscheint der neue Täufer,
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Der Messias, der die Käufer
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Und Verkäufer aus dem Tempel jagt.
 
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Und die Götter nicht allein,
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Schon der Mensch wird heilig leben,
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Priester nur wird's fürder geben,
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Und kein Laie mehr auf Erden sein.
 
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Doch wie Donner ist sein Gang,
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Und er naht nicht unter Psalmen,
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Und man streut ihm keine Palmen,
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Der Messias kommt mit Schwerterklang.
 
29 
Darum legt die Harfen ab!
30 
Laßt darin die Windsbraut spielen!
31 
Unser warten Thermopylen,
32 
Perser - und im Schatten manch ein Grab.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Zuruf“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
162
Entstehungsjahr
1841
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zuruf“ wurde von Georg Herwegh, einem deutschen Dichter der politischen Lyrik im 19. Jahrhundert, verfasst. Herwegh war ein wichtiger Vertreter der Revolution von 1848 und eng mit dem Vormärz, einer demokratischen und nationalen Bewegung in Deutschland, verbunden. Aufgrund der politischen Natur seiner Werke und seiner Verbindung zur Revolution, ist es wahrscheinlich, dass das Gedicht in der Mitte des 19. Jahrhunderts verfasst wurde.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht eine aufmunternde und hoffnungsvolle Botschaft transportiert. Es ist ein Aufruf an die Menschen, standhaft zu bleiben und auf eine bessere Zukunft zu warten.

Inhaltlich ruft das lyrische Ich zu Durchhaltevermögen und Optimismus auf, indem es Hoffnung auf eine strahlende Zukunft weckt. Es beklagt die gegenwärtigen Kämpfe, spricht aber auch von einer nahenden Freiheit, repräsentiert durch die Erwähnung des aufgehenden Sonnenlichts. Das Gedicht feiert auch die Macht des Einzelnen, symbolisiert durch die „deutsche Zauberrute“, die in der Lage ist, goldene Frühlingszeiten hervorzubringen.

Hinsichtlich der Form besteht das Gedicht aus acht Strophen mit jeweils vier Versen, was eine klar strukturierte und geordnete Form suggeriert. Jede Strophe spricht einen anderen Aspekt des vorausgesagten Wandels an und baut auf der vorangegangenen auf.

Die Sprache ist einfühlsam und kraftvoll, mit einer Mischung aus einfachen und metaphorischen Ausdrücken, die eine lebendige Darstellung der ersehnten Revolution erzeugen. Die Verwendung biblischer Anspielungen, wie die Erwähnung des „Messias“ und des „Tempels“, deutet auf den radikalen und umfassenden Charakter der ersehnten Veränderung hin. Zugleich sind diese religiösen Bezüge insofern ungewöhnlich, als dass Herwegh ein bekannter Kritiker von Kirche und Religion war.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Zuruf“ um ein politisch aufgeladenes Gedicht, das zur Durchhaltevermögen aufruft und eine glorreiche Zukunft ausmalt, in welcher die Freiheit das letzte Wort hat und jeder Mensch beteiligt und heilig ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Zuruf“ des Autors Georg Herwegh. Herwegh wurde im Jahr 1817 in Stuttgart geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1841. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 162 Worte. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Der schlimmste Feind“, „Die Arbeiter an ihre Brüder“ und „Die Partei“. Zum Autor des Gedichtes „Zuruf“ haben wir auf abi-pur.de weitere 200 Gedichte veröffentlicht.

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