Ich zähle gerne mit bei guten Christen von Georg Herwegh
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Ich zähle gerne mit bei guten Christen |
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Und streite ritterlich und ohne Wanken, |
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Wenn sie uns wollen das Gemüt abdanken, |
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Die unausstehlich pfiffigen Sophisten. |
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Doch hass' ich das Gemüt der Pietisten, |
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Das, frech getreten aus des Anstands Schranken, |
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Uns möcht' die reinsten himmlischen Gedanken |
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Mit seinen Nebelworten überlisten. |
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Auch mir hat sich das Aug' schon oft genetzt, |
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Sah ich das Herz mißhandelt und zerschlagen |
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Und von den Rüden des Verstands gehetzt. |
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Es darf das Herz wohl auch ein Wörtchen sagen; |
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Doch ward es weislich in die Brust gesetzt, |
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Daß man's so hoch nicht wie den Kopf soll tragen. |
Details zum Gedicht „Ich zähle gerne mit bei guten Christen“
Georg Herwegh
4
14
98
1817 - 1875
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ich zähle gerne mit bei guten Christen“ wurde von Georg Herwegh verfasst, einem Dichter der deutsche Vormärz und 1848er-Bewegung, welcher von 1817 bis 1875 gelebt hat. Inhaltlich thematisiert Herwegh hier sein Verhältnis zum Christentum, was in direktem Kontext zu der zeitlichen Epoche des Biedermeier und des Vormärz steht, in welcher Religion und Glaube eine große Rolle spielten.
Auf den ersten Blick präsentiert das Gedicht eine ambivalente Haltung des lyrischen Ichs gegenüber dem Christentum. Es zeigt einerseits seine Bereitschaft, sich unter die „guten Christen“ zu mischen und für ihre Überzeugungen zu kämpfen, und andererseits drückt es eine Abneigung gegenüber dem „Gemüt der Pietisten“ aus.
Im Gedicht stellt Herwegh die Auseinandersetzung zwischen Gefühl (Herz) und Vernunft (Kopf) dar. Er spricht von „Sophisten“, also Personen, die durch schlüssige, aber irreführende Argumente überzeugen wollen. Gegen sie setzt Herwegh das „reine“ Gemüt der Christen und verteidigt die Rolle des Herzens, welche von den „Rüden des Verstands“ oft missachtet und zerstört wird. Dennoch warnt er davor, das Herz über den Verstand zu stellen, denn das Herz sei „weislich in die Brust gesetzt“.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, die erste und zweite bestehend aus vier Versen, die dritte und vierte aus drei Versen. Diese Variation könnte eine Betonung der Kontraste im Gedicht widerspiegeln. Herweghs Sprache ist klar und direkt, seine Metaphern sind einfach, aber treffend. Er verwendet harte Kontraste wie „rittlerlich“ und „unausstehlich“ oder „reinste“ und „Nebelworte“ um seine Standpunkte klar zu unterstreichen. Auch die wiederkehrende Herz-Kopf-Metaphorik unterstreicht den zentralen Konflikt zwischen Gefühl und Vernunft.
Im Kontext der damaligen Zeit lässt sich das Gedicht als Kritik an der übermäßigen Betonung der Rationalität lesen und kann als Plädoyer für ein ausgewogenes Verhältnis von Vernunft und Gefühl interpretiert werden. Innerhalb des weiteren Werks von Herwegh scheint es im Einklang mit seiner politischen Ausrichtung zu sein, die eine Ablehnung von übermäßiger Autorität und eine Betonung der persönlichen Freiheit umfasst.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Ich zähle gerne mit bei guten Christen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1833 bis 1875 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Der arme Jakob und die kranke Lise.“, „Der schlimmste Feind“ und „Die Arbeiter an ihre Brüder“. Zum Autor des Gedichtes „Ich zähle gerne mit bei guten Christen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.
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Zum Autor Georg Herwegh sind auf abi-pur.de 200 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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