Wir haben, was auch eine Sage schreibe von Georg Herwegh

Wir haben, was auch eine Sage schreibe,
Den Funken des Prometheus nicht gepachtet;
So tief wir unter uns das Weib geachtet,
Die reinste Flamme wohnt in seinem Leibe.
 
Und wer dem selbstisch frostigen Getreibe,
Das ihm des Herzens liebste Kinder schlachtet,
Wer dieser Kälte zu entrinnen trachtet,
Wo flöh' er hin, als zu dem treuen Weibe?
 
Ein Felsen ist der Mann, der nur erglüht,
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Wenn trotzig er gen Himmel sich erhoben,
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Zurück ihm schleudernd seiner Sonne Strahlen;
 
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Ein stiller See des Weibes weich Gemüt,
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Das fromm in sich empfängt das Licht von oben,
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Drin sich die Himmel himmlischer noch malen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Wir haben, was auch eine Sage schreibe“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wir haben, was auch eine Sage schreibe“ wurde von Georg Herwegh verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1817 bis 1875 lebte. Herwegh zählt mit seinen politisch und sozialkritischen Werken zur Epoche des Vormärz und der politischen Lyrik des 19. Jahrhunderts.

Bereits beim ersten Lesen der Verse fällt die emotionale Tiefe und die dramatische Bildsprache des Gedichts ins Auge, die geprägt ist von starken Metaphern und antiken Verweisen wie etwa dem „Funken des Prometheus“. Herwegh reflektiert hier über die Rolle und Wertschätzung des Weiblichen in der Gesellschaft seiner Zeit und nimmt dabei eine wohlwollende und verehrende Position ein.

Das lyrische Ich spricht in intensiven und bewegenden Bildern über das Frau-Sein und die Kraft, die vom Weiblichen ausgeht. Es stellt fest, dass trotz der vermeintlich minderen Wertigkeit des Weiblichen in der Gesellschaft, die „reinste Flamme“ in ihm wohnt. Der Funke des Prometheus, welcher ein Zeichen für Wissen und Macht ist, wird hier mit dem Weiblichen in Verbindung gebracht und zeigt die hohe Wertschätzung vom lyrischen Ich. Zudem wird die Wärme, Treue und Zuflucht in Frauen als Kontrast zur Kälte und Enthebungslosigkeit angesprochen.

In der letzten Strophe wird durch die Gegenüberstellung von Mann und Frau noch einmal das hohe Ansehen der Frauen hervorgehoben. Während der Mann als starrer Fels beschrieben wird, der nur durch Auflehnung und Trotz erstrahlen kann, wird das weibliche Gemüt mit einem stillen See verglichen, der das Licht von oben aufnimmt und reflektiert – und dabei noch schöner und „himmlischer“ wird.

Bei der Analyse der Form fällt auf, dass das Gedicht in vier Strophen unterteilt ist. Während die ersten beiden Strophen aus jeweils vier Versen bestehen, sind die letzten beiden Strophen dreizeilig. Die Sprache des Gedichtes ist formell und poetisch. Herwegh nutzt Metaphern und Anspielungen, um die Aussagekraft seiner Verse zu verstärken und zu verdichten. Dabei kreiert er komplexe und bildhafte Szenen, die das Gedicht lebendig und anschaulich gestalten.

Insgesamt ist das Gedicht eine emotionale und tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Weiblichen und der Rolle der Frau, die nicht nur zur Zeit des Vormärz relevant war, sondern auch heute noch für viele Leser Resonanz finden könnte. Es zeigt einerseits eine starke Kritik an der patriarchalischen Gesellschaft, andererseits ein starkes Plädoyer für das Ansehen und die Wertschätzung der Frau.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wir haben, was auch eine Sage schreibe“ ist Georg Herwegh. Herwegh wurde im Jahr 1817 in Stuttgart geboren. Zwischen den Jahren 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 100 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Achtzehnter März.“, „Am Grabe Ferdinand Lassalle’s.“ und „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“. Zum Autor des Gedichtes „Wir haben, was auch eine Sage schreibe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 200 Gedichte veröffentlicht.

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