Freiligrath von Georg Herwegh

Der Himmel fing von neuem an zu blauen,
Der Winter sich zum Abmarsch anzuschicken,
Die Erde sich mit jungem Grün zu sticken,
Ich nahm dein Buch, recht tief darein zu schauen.
 
Und mich erfaßt ein heimlich lüstern Grauen;
Ich seh' die alten Straußenfedern nicken,
Und glaub' in Tausend eine Nacht zu blicken
Hier, denk' ich, wären so für mich die Frauen!
 
Da bringt mein Mädchen mir die ersten Veilchen;
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Im blauen Schal, im leichten Rosakleide,
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Die weiche Hand das einzige von Seide.
 
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Dein Orient ruht wieder auf ein Weilchen,
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Mein Herz, kaum nach der Fremde so begehrlich,
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Bleibt gern im Lande nun und nährt sich ehrlich
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Freiligrath“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Freiligrath“ ist von Georg Herwegh, einem deutschen Dichter, der im 19. Jahrhundert, genauer gesagt in der Zeit des Vormärz und des Deutsch-Französischen Krieges, lebte und schrieb. Die Entstehungszeit dieses Gedichtes liegt vermutlich in dieser Zeitperiode und kann im Kontext der gesellschaftlichen und politischen Themen jener Epoche gesehen werden.

Das Gedicht vermittelt auf den ersten Blick eine Stimmung des Übergangs und der Erneuerung. Es wirkt teils melancholisch und introspektiv, teils freudig und gewandt in die Zukunft blickend.

Im ersten Teil des Gedichtes beschreibt das lyrische Ich das Erwachen der Natur nach dem Winter und seine Reflektionen beim Lesen eines Buches. Dies könnte metaphorisch für eine Phase des persönlichen Wandels und der geistigen Vertiefung stehen. In der zweiten Strophe wird eine eher düstere und beunruhigende Stimmung vermittelt durch die sprachlichen Bilder der „alten Straußenfedern“ und des „Tausendschaft-Eine-Nacht„-Motivs. Ebenso wird eine deutliche Sehnsucht nach Frauen und sexuellen Erlebnissen dargelegt.

Mit dem Eintreten des Mädchens in der dritten Strophe, das dem lyrischen Ich die ersten Veilchen bringt, ändert sich die Stimmung erneut und es wird eine Atmosphäre der Leichtigkeit und Frühlingsfrische kreiert. Im letzten Teil des Gedichts wendet sich das lyrische Ich von der „Fremde“, möglicherweise symbolisch für Verführung, Abenteuer und Fernweh, ab und entscheidet sich, zuhause zu bleiben und ein „ehrliches“ Leben zu führen.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in vier Strophen mit unterschiedlicher Verszahl gegliedert. Es bedient sich einer klaren, bildhaften Sprache und greift auf klassische Topoi und Motive der Lyrik zurück - der Wechsel der Jahreszeiten als Metapher für Wandel und Erneuerung, das Lesen und Studieren als Prozess der Selbsterkenntnis, die verführerische Fremde und das behagliche Zuhause. Die Syntax ist relativ einfach und unkompliziert, was die Verständlichkeit des Gedichts erhöht. Damit steckt das Gedicht voller Gefühle, symbolischer Bilder und Entscheidungen, die der Leser nachvollziehen kann.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Freiligrath“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Herwegh wurde im Jahr 1817 in Stuttgart geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1833 und 1875. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Herwegh sind „Den Siegestrunknen.“, „Der arme Jakob und die kranke Lise.“ und „Der schlimmste Feind“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Freiligrath“ weitere 200 Gedichte vor.

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