Wie Jakob hab ich oft mit Gott gerungen von Georg Herwegh
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Wie Jakob hab' ich oft mit Gott gerungen, |
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Oft fühlt' ich meinen Glauben zweifelnd stocken, |
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Und oftmals haben eure Kirchenglocken, |
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Ich leugn' es nicht, verdrießlich mir geklungen. |
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Ich habe gern mein eigen Lied gesungen, |
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Gesponnen gern von meinem eignen Rocken, |
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Bin nie nach eines Priesters schmalen Brocken, |
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Ein hungeriger Zionsheld, gesprungen. |
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Doch scheint auch ihr mir nicht vom besten Stempel, |
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Und so verschmerz' ich euer pfäffisch Schnauben |
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Und euere für mich verschloßnen Tempel. |
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Wär' ich wie Schlangen klug und fromm wie Tauben, |
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Würd' ich ein Heiliger gar zum Exempel |
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Ihr steinigtet mich wohl um meinen Glauben! |
Details zum Gedicht „Wie Jakob hab ich oft mit Gott gerungen“
Georg Herwegh
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96
1817 - 1875
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht stammt von dem deutschen Dichter Georg Herwegh, der von 1817 bis 1875 lebte. Somit kann das Werk zeitlich der Epoche des Vormärz und der damit einhergehenden revolutionären literarischen Bewegung der Junghegelianer zugerechnet werden.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt besonders die intensive Auseinandersetzung und Reflexion des lyrischen Ichs mit seiner religiösen Identität ins Auge. Georg Herwegh zieht dabei direkte Vergleiche mit biblischen Figuren, um seine persönlichen Konflikte darzustellen.
In den vier Strophen wird der Ist-Zustand des lyrischen Ichs, seine Beziehung zu Gott und der Kirche und sein Umgang damit beschrieben. Von Beginn an spricht er von inneren Kämpfen und existenziellen Zweifeln, was einen starken Kontrast zu herkömmlichen Vorstellungen von Glaubenssicherheit darstellt. Mit eindrucksvollen Metaphern wie „mit Gott gerungen“ oder „von meinem eigenen Rocken gesponnen“ wird neben persönlichen Kämpfen und Zweifeln besonders der Wunsch nach individueller Freiheit und einer autonomen Glaubensausübung betont.
Die Form des Gedichts deutet auf ein Sonett hin, typisch sind hierbei die vier Strophen und die geregelte Anzahl der Verse. Vers und Strophenanzahl variieren jedoch. Auch wenn das Versmaß nicht genau angegeben ist, lässt der rhythmische Aufbau auf Jamben schließen. Die Sprache des Gedichts ist klar und direkter Natur mit starken, konkreten Bildern, was typisch für die Lyrik des Vormärz ist.
Im Gesamten analysiert, ist das Gedicht eine kraftvolle Auseinandersetzung mit religiöser Institution und Glauben, und ein starkes Plädoyer gegen Übermacht, Dogmen und Fanatismus, in welchen das lyrische Ich seinen individuellen Glauben verteidigt. Auch zeigt es das Spannungsfeld von Freigeist und gegenwärtiger Kirche auf und das enge Korsett, das damals das Leben und besonders den Glauben der Menschen einengte. Die Kernbotschaft ist die Unbefangenheit und Autonomie in der eigenen Glaubensausübung sowie die Kritik an der etablierten Kirchenmacht.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Wie Jakob hab ich oft mit Gott gerungen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Geboren wurde Herwegh im Jahr 1817 in Stuttgart. Im Zeitraum zwischen 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Herwegh sind „Die Partei“, „Die Schweiz“ und „Epilog zum Kriege“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wie Jakob hab ich oft mit Gott gerungen“ weitere 200 Gedichte vor.
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