Deutsche und französische Dichter von Georg Herwegh
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Gemälde, Spiegel, Uhren und Tapeten, |
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Und rings, wie bei dem türkischen Sultane, |
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Von Samt und Seide strotzende Diwane, |
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Auch Kruzifixe, nie davor zu beten. |
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So lieben's überm Rheine die Poeten; |
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Ums Haupt gewunden farbige Turbane, |
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Durch Wolken Weihrauchs rauschend im Kaftane |
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Sind das noch Dichter, noch Anachoreten? |
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Hoch über meinem Volk, in der Mansarde, |
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Umduftet von des Gartens blühndem Flieder, |
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Am Hut von Rosen eine Festkokarde, |
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Indes die jungen Spatzen auf und nieder |
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Vorm Fenster schildern, eine Ehrengarde |
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So schreib' ich für mein deutsches Mädchen Lieder. |
Details zum Gedicht „Deutsche und französische Dichter“
Georg Herwegh
4
14
86
1817 - 1875
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht wurde von Georg Herwegh verfasst, einem deutschen Dichter der Epoche des Vormärz. In diesem Zeitraum von 1830 bis zur Revolution 1848 kritisierten vor allem junge Schriftsteller und Intellektuelle mit ihren Werken die politischen und sozialen Zustände im damaligen Deutschland.
Schon beim ersten Lesen wird klar, dass Herwegh in diesem Gedicht den Kontrast zwischen deutscher und französischer Kultur und Poesie darstellt. Zu Beginn beschreibt er eine reiche, beinahe protzige Umgebung mit Gemälden, Spiegeln und anderen Luxusgegenständen. Dies wird wahrscheinlich als Metapher für die französische Dichtkunst benutzt, die er als überladen und hochtrabend empfindet.
In der zweiten Strophe nimmt Herwegh Stellung gegen den Stil dieser Dichter, fragt rhetorisch, ob sie noch als wahre Dichter oder als Anachoreten, also als Einsiedler und Asketen, zu betrachten sind. Er stellt ihre Authentizität und Tiefe in Frage und beschreibt sie als von äußerem Schein und Wohlgerüchen umgeben.
In den abschließenden beiden Strophen zeichnet Herwegh ein umgekehrtes Bild von sich selbst, dem deutschen Dichter. Er sitzt über seinem Volk, findet Inspiration in der Natur und der deutschen Tradition. Besonders die Erwähnung der „Festkokarde“, dem Zeichen der deutschen Revolutionäre, unterstreicht seine Haltung. Er nimmt sich als sesshaften, volksverbundenen und authentischen Dichter wahr, der für sein deutsches Mädchen, womöglich als Metapher für sein Vaterland, Lieder schreibt.
Formal verwendet Herwegh in den ersten beiden Strophen einen vierhebigen Jambus mit einem Kreuzreim, wodurch diese Strophen einen sehr rhythmischen, fast liedhaften Charakter haben. In den letzten beiden Strophen ändert Herwegh den Rhythmus in einen dreihebigen Jambus und das Reimschema in einen umschließenden Reim, vielleicht um die Unterschiede zwischen dem französischen und deutschen Dichtstil zu untermauern.
Sprachlich verwendet Herwegh häufig Metaphern und Anspielungen. So verweisen die vielen Materialien und Gegenstände der ersten Strophe auf Reichtum und Exzess, während der „blühende Flieder“ und die „Festkokarde“ einfache und volksnahe Symbole repräsentieren.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Deutsche und französische Dichter“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Im Jahr 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Im Zeitraum zwischen 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 86 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“, „Das Lied vom Hasse.“ und „Den Siegestrunknen.“. Zum Autor des Gedichtes „Deutsche und französische Dichter“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.
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