Ich stand auf einem Berg, da hört ich singen von Georg Herwegh

Ich stand auf einem Berg, da hört' ich singen
Zur Linken plötzlich ernste, trübe Lieder;
Ein Opfer war es für die Erde wieder,
Ich kannte wohl der Glocke dumpfes Klingen.
 
Zur Rechten sah ich einen Säugling bringen;
Wie eines Schmetterlinges bunt Gefieder,
Viel lust'ge Bänder wehten auf und nieder,
Ein Glöckchen wollt' vor Freude schier zerspringen.
 
Die Andacht wagt' kein Wesen rings zu stören:
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Die Herden hielten still auf ihren Weiden,
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Wie fromme Beter flüsterten die Föhren.
 
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Als ob die Glocken sich umarmt, die beiden,
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Konnt' ich bald einen süßen Klang nur hören
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Und Tod und Leben nicht mehr unterscheiden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Ich stand auf einem Berg, da hört ich singen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ich stand auf einem Berg, da hört' ich singen“ stammt von dem Dichter Georg Herwegh, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte, genauer von 1817 bis 1875. Damit ist das Gedicht in die Epoche des Realismus einzuordnen.

Bereits der erste Eindruck des Gedichts lässt einen kontemplativen, reflektierenden Ton vermuten. Es scheint um eine sinnliche Wahrnehmung, das Hören, aber auch um kontrastierende Empfindungen und Ereignisse zu gehen.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich grob so wiedergeben: Das lyrische Ich steht auf einem Berg und hört Gesänge. Diese Gesänge vermitteln auf der linken Seite ein ernstes, trauriges Bild, dass durch die Assoziation mit dem dumpfen Klingen einer Totenglocke, das von einem irdischen Opfer erzählt. Auf der rechten Seite sieht das lyrische Ich hingegen einen Säugling und hört freudige, leichte Klänge, die mit einem schwingenden Glöckchen und der bunten Leichtigkeit eines Schmetterlings in Verbindung gebracht werden. Die dritte und vierte Strophe beschreiben eine Art von Stille und Andacht, die Umgebung scheint angehalten, respektvoll und in Einklang mit dem Geschehen. Schließlich werden die gegenläufigen Töne einander ähnlicher und vermischen sich bis zum Punkt, an dem das lyrische Ich Tod und Leben nicht mehr unterscheiden kann.

Hier spricht das lyrische Ich also über zwei essenzielle Erfahrungen des Lebens - Geburt und Tod -, die es durch die Gesänge wahrnimmt und reflektiert. Beide Ebenen des Lebens werden mit tiefer Ehrfurcht und Achtsamkeit wahrgenommen.

In Bezug auf die Form fällt auf, dass das Gedicht aus vier Strophen besteht, wobei die ersten beiden jeweils vier und die letzten beiden jeweils drei Verse enthalten. In der Sprache des Gedichts lässt sich eine überlegte, ruhige Diktion erkennen, die malerische, sinnliche Bilder erzeugt. Die Sprache wirkt dabei feierlich, ernst, aber nicht schwer.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Gedicht eine tiefe Reflexion über das Leben und dessen Vergänglichkeit darstellt. Es spielt mit Kontrasten, nähert diese aber im Verlauf des Gedichts aneinander an. Dahinter steckt vielleicht die Aussage, dass Leben und Tod nicht als Gegensätze, sondern als untrennbare Aspekte des Daseins betrachtet werden können. Diese Betrachtung findet dabei in einer Atmosphäre der Ehrfurcht und Andacht statt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ich stand auf einem Berg, da hört ich singen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Im Jahr 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1833 und 1875. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 100 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Herwegh sind „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“, „Das Lied vom Hasse.“ und „Den Siegestrunknen.“. Zum Autor des Gedichtes „Ich stand auf einem Berg, da hört ich singen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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