Schlußlied von Georg Herwegh
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Was soll der Becher, |
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Ihr tobenden Zecher, |
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Was soll die funkelnde Flasche |
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In eurer Hand? |
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Es trauert in Sack und Asche |
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Das Vaterland. |
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Was soll, ihr Bräute, |
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Das Jubelgeläute? |
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O, heißt die Rosen erblassen |
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Am deutschen Strand! |
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Vom Bräutigam ist verlassen |
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Das Vaterland. |
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Was soll, ihr Fürsten, |
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Nach Kronen das Dürsten? |
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Zerreißt die goldenen Schnüre, |
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Das Prunkgewand! |
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Es frieret vor eurer Türe |
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Das Vaterland. |
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Was macht, ihr Pfaffen, |
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Euch also zu schaffen? |
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Was soll uns jetzo das Beten? |
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O eitler Tand, |
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So lang in den Staub getreten |
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Das Vaterland. |
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Weh euch, ihr Reichen, |
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Die nicht zu erweichen! |
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Ihr zählt die Rubel, die runden, |
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Im Sonnenbrand |
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Der Lazarus seine Wunden, |
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Das Vaterland. |
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Weh euch, ihr Armen! |
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Was heischt ihr Erbarmen? |
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Es liegen viel Edelsteine |
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Vor euch im Sand, |
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Auch meine Tränen, auch meine, |
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Ums Vaterland. |
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Doch du, o Dichter, |
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Bist nimmer der Richter! |
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Gebeut der fertigen Zungen, |
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Gebeut ihr Stand! |
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Dein Schwanenlied ist gesungen |
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Dem Vaterland. |
Details zum Gedicht „Schlußlied“
Georg Herwegh
7
42
155
1841
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Schlusslied“ stammt von dem deutschen Dichter Georg Herwegh, der vom 31. Mai 1817 bis zum 7. April 1875 lebte. Zeitlich lässt sich Herwegh der Epoche des Vormärz zuordnen, einer Phase in der die bürgerlich-liberalen Kräfte in Deutschland eine Reform des Staates und die Abschaffung der feudalen Strukturen forderten.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass es sehr emotional und engagiert wirkt. Es werden verschiedene gesellschaftliche Gruppen direkt angesprochen und kritisiert - etwa die „tobenden Zecher“, die „Bräute“, die „Fürsten“, die „Pfaffen“ und die „Reichen“. Diese direkte Ansprache sorgt für eine sehr persönliche und eindringliche Atmosphäre.
Im Inhalt des Gedichts geht es um die Situation Deutschlands, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine Einheit, sondern ein zerstückelter Flickenteppich verschiedener Kleinstaaten war. Herwegh beklagt den Zustand des „Vaterlandes“, das in seiner Wahrnehmung in „Sack und Asche“ trauert, friert und vom „Bräutigam“ verlassen wurde. Jede Strophe zielt auf eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe ab, die der Dichter als Teil des Problems ansieht. Mit starken Worten und drastischen Bildern zeigt Herwegh auf, wie in seinen Augen jeder seinen Teil dazu beiträgt, dass das Vaterland leidet.
Die Form des Gedichts ist durchgehend. Jede Strophe besteht aus sechs Zeilen, wobei sich jeweils die ersten vier Verse auf das Individuum oder die Gruppe beziehen, die angesprochen wird, und die verbleibenden zwei Verse das Schicksal des Vaterlandes aufzeigen. Diese Struktur verleiht dem Gedicht eine gewisse Rhythmik und Wiederholungsstruktur, die den Inhalt und die Botschaft des Autors unterstreicht.
Die Sprache des Gedichts ist sehr bildhaft und symbolhaft. Besonders auffällig sind dabei die wiederkehrenden Metaphern und Symbole wie der „Becher“, die „funkelnde Flasche“, der „Bräutigam“, die „golden Schnüre“ oder der „Sonnenbrand“. Diese Bilder und Metaphern sorgen für eine besondere emotionale Tiefe und bringen die Wut und Verzweiflung des lyrischen Ichs zum Ausdruck.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Schlusslied“ von Georg Herwegh ein kraftvoll-poetisches Manifest ist, das auf die gesellschaftlichen Missstände seiner Zeit hinweist und zur Reflexion aufruft.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Schlußlied“ des Autors Georg Herwegh. Der Autor Georg Herwegh wurde 1817 in Stuttgart geboren. Im Jahr 1841 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 155 Worte. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Der arme Jakob und die kranke Lise.“, „Der schlimmste Feind“ und „Die Arbeiter an ihre Brüder“. Zum Autor des Gedichtes „Schlußlied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.
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