Im Frühjahr von Georg Herwegh

Lustig auf! die Erde glänzt,
Ein gefüllter Freudenbecher,
Und der trunkne Himmel kränzt
Sich sein Haupt, ein froher Zecher.
 
Üppig hat ein Blütenleib
Um die Bäume sich ergossen
Gleich als hielt' ein junges Weib
Jeder in den Arm geschlossen.
 
Sternenauf und sternenab
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Tausend leuchtende Gefieder,
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Rosen trägt das finstre Grab
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Und die Kreuze sinken nieder.
 
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Duft und Klang und Vogelflug,
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Balsam, wo die Blicke weilen,
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Und doch alles nicht genug,
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Um - ein krankes Volk zu heilen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Im Frühjahr“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Frühjahr“ wurde von Georg Herwegh (1817 – 1875) verfasst. Herwegh war ein deutscher Dichter der Epoche des Vormärz und später der Revolution 1848/49. Mit dem Blick auf die Jahre von Herweghs Wirken, lässt sich „Im Frühjahr“ in der Mitte des 19. Jahrhunderts historisch verorten.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht, wie ein typisches Frühlingsgedicht, das den Aufbruch der Natur und die Freude am Leben zelebriert. Allerdings wird schnell klar, dass es sich um eine doppeldeutige Dichtung handelt.

Das lyrische Ich beschreibt zunächst die belebende und erfreuliche Atmosphäre des Frühlings: Die Erde strahlt, der Himmel ist ausgelassen und die Bäume sind üppig mit Blüten bedeckt. Selbst die dunklen Gräber tragen Rosen und die Kreuze sinken nieder, was den Eindruck einer Auferstehung und Hoffnung vermittelt. Trotz dieser scheinbar idyllischen Situation äußert das lyrische Ich am Ende des Gedichts Enttäuschung und Resignation, darin, dass die Schönheit der Natur nicht ausreicht, um ein „krankes Volk“ zu heilen.

Dieses Ende weist auf eine gesellschaftskritische Auslegung hin. Vermutlich bezieht sich das „kranke Volk“ auf die politische und soziale Situation in Deutschland während der Zeit des Vormärz, zu der das Gedicht entstanden ist.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht vierstrophig mit jeweils vier Versen aufgebaut und beinhaltet zahlreiche Naturmetaphern. Der Rhythmus wirkt lebhaft und trägt mit zu dem Grundtenor an Frühlingsfreude bei. Das Gedicht macht Gebrauch von direkten sprachlichen Bildern (wie „trunkner Himmel“, „Blütenleib“ um die Bäume, „Rosen“ auf den Gräbern), die einerseits die natürliche Pracht hervorheben, andererseits aber auch menschliche Zustände reflektieren und ein Gefühl von Unzufriedenheit und Unruhe hervorrufen.

Zusammenfassend ist Herweghs „Im Frühjahr“ mehr als nur ein Frühlingsgedicht. Es transportiert einen politischen Appell an seine damaligen Leser, sich nicht von der oberflächlichen Schönheit der Welt täuschen zu lassen, sondern die tieferliegenden Probleme ihrer Zeit wahrzunehmen. Seine Worte hallen auch heute noch nach, indem sie eine universelle Botschaft von gesellschaftlicher Verantwortung tragen und uns daran erinnern, dass das Wohl der Gesellschaft mehr als nur prächtige Naturkulissen benötigt.

Weitere Informationen

Georg Herwegh ist der Autor des Gedichtes „Im Frühjahr“. Der Autor Georg Herwegh wurde 1817 in Stuttgart geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1833 bis 1875 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei dem Schriftsteller Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 77 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Die Arbeiter an ihre Brüder“, „Die Partei“ und „Die Schweiz“ sind weitere Werke des Autors Georg Herwegh. Zum Autor des Gedichtes „Im Frühjahr“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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