Den Einbastillierten von Georg Herwegh

Das war ein Sprengen aller Bande
Und durch die Welt ein froher Klang!
Doch überm Rhein am Frankenstrande
Entschlief der Vogel, der da sang.
Ein Krämer hält dort Ährenlese,
Im Staube knirscht ein tapfres Heer:
Das ist das alte Land nicht mehr,
Das Vaterland der Marseillaise!
 
Verstopftet ist des Ruhmes Quelle,
10 
Die doch noch Männer euch gebar,
11 
Damit ein Regiment der Elle
12 
Die Bude wandle zum Altar?
13 
Ihr macht aus eurer Trikolore
14 
Ein schillerndes Chamäleon,
15 
Und Frankreichs Krone, bittrer Hohn!
16 
Sitzt fest auf einem Midas-Ohre.
 
17 
Ihr seid gebunden und gekettet,
18 
Gleich wilden Tieren eingehegt;
19 
O glaubt die Freiheit nicht gerettet,
20 
Wenn euer Aar die Flügel schlägt.
21 
Für euch ist draußen nichts zu finden,
22 
Im eignen Hause zeigt den Mut:
23 
Stillt eurer eignen Wunde Blut,
24 
Wir wollen unsre selbst verbinden.
 
25 
Drei Tage hoher Himmelswonne,
26 
Da in die Lilien schlug der Blitz
27 
Vergeßt doch die Dezember-Sonne
28 
Von eures Kaisers Austerlitz!
29 
Denn keine Schlacht wird mehr geschlagen,
30 
Damit ein Volk, ein Held sich kränzt:
31 
In jeder Hütte wird kredenzt
32 
Der Wein, den jetzt die Reben tragen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Den Einbastillierten“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
173
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Den Einbastillierten“ wurde von Georg Herwegh geschrieben, einem der bekanntesten politischen Dichter der Revolution von 1848. Herweghs Lebenszeit (1817-1875) fällt in eine Zeit des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs, die auch in seinen Werken zum Ausdruck kommt.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass Herwegh auf dramatische Weise die Auswirkungen politischer Veränderungen und den Verrat an politischen Idealen thematisiert. Das Gedicht strahlt Kritik aus, besonders gegen die nachlässige Behandlung der Ideale der Freiheit und Gleichheit.

In der ersten Strophe wird das fröhliche Aufbrechen von Restriktionen und die Erhebung dieser Freiheit in einen gesellschaftlichen Triumph dargestellt. Dabei wird das Bild eines Sängers verwendet, der verstummt – ein Symbol für die Erstickung des revolutionären Geistes. Die zweite Strophe setzt diese Kritik fort und wirft den Franzosen vor, ihre revolutionären Ideale verraten zu haben. In der dritten Strophe ruft Herwegh zur Selbstreflexion und Eigenverantwortung auf. Es wird betont, dass Freiheit nicht nur durch äußeren Widerstand, sondern auch durch innere Stärke gewonnen wird. Die vierte Strophe spricht mehr dazu, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren und den vergangenen Ruhm loszulassen.

Die Form des Gedichts ist streng strukturiert, mit vier je achtsilbigen Versen pro Strophe, und unterstreicht damit die entschlossene politische Botschaft des Gedichts. Die Sprache ist bildreich und metaphorisch, etwa im Bild des singenden Vogels, der verstummt, oder der Krone Frankreichs, die auf einem „Midas-Ohr“ sitzt. Gleichzeitig ist die Sprache auch emotional und appellativ, was das Gedicht authentisch und berührend macht.

Zusammenfassend ist „Den Einbastillierten“ ein kraftvolles Manifest gegen die Unterdrückung des revolutionären Geistes und ein Appell für den wirklich eigenständig denkenden und fühlenden Bürger. Dabei nutzt Herwegh Form und Sprache, um seine politische Botschaft mit Nachdruck zu vermitteln. Das Gedicht ist damit ein bemerkenswertes Zeugnis seiner Zeit und hat nach wie vor eine starke Relevanz.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Den Einbastillierten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Im Jahr 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Im Zeitraum zwischen 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 173 Worte. Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Der arme Jakob und die kranke Lise.“, „Der schlimmste Feind“ und „Die Arbeiter an ihre Brüder“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Den Einbastillierten“ weitere 200 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Georg Herwegh

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Georg Herwegh und seinem Gedicht „Den Einbastillierten“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Georg Herwegh (Infos zum Autor)

Zum Autor Georg Herwegh sind auf abi-pur.de 200 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.