Im Frühling von Georg Herwegh
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O laß sie träumen den Kaiserwahn, |
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Alt-Deutschlands Ritter und Recken; |
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Wie werden sich vor dem roten Hahn |
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Die rotern Adler verstecken! |
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O laß sie träumen noch eine Nacht! |
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Dann wetzen wir aus die Scharte, |
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Dann werden Fidibusse gemacht |
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Aus der europäischen Karte. |
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Die Völker kommen und läuten Sturm |
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Erwache, mein Blum, erwache! |
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Vom Kölner Dome zum Stefansturm |
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Wird brausen die Rache, die Rache. |
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Vom Stefansturm zum stillen Prag |
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Und weiter, weiter nach Polen |
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Das ist der Könige Jüngster Tag; |
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Der Teufel, er wird sie holen. |
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Die alten Kohorten am Tiberstrom |
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Stehn auf beim Klang der Trompeten; |
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Die Glocken schweigen, du ewiges Rom |
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Vergiß dein Singen und Beten! |
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Die Glocken schweigen, die Pfaffen schrein |
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In ihren zertrümmerten Hallen; |
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Den Heiligen wird der goldne Schein |
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Vom zitternden Haupte fallen. |
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Die Henker falten, vor Schrecken bleich, |
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Die blutigen Hände zusammen; |
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Und aus dem stürzenden Österreich |
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Hoch lodern werden die Flammen. |
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Das alles, das alles soll geschehn |
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In kommenden Frühlingstagen |
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Herrgott, laß die Welt nicht untergehn, |
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Eh die Nachtigallen schlagen! |
Details zum Gedicht „Im Frühling“
Georg Herwegh
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166
1817 - 1875
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Im Frühling“ wurde von Georg Herwegh geschrieben, einem bedeutenden Vertreter der politischen Lyrik des Vormärz. Seine Lebensdaten (1817-1875) bringen ihn in die preußische Restaurationszeit, als sich liberale und demokratische Kräfte gegen Adel und Klerus behaupten mussten. Der erste Eindruck des Gedichts weist eindeutig auf den politisch-nationalem, ja fast revolutionärem Charakter hin.
Im Inhalt geht es vorwiegend darum, die alte, kaiserliche Ordnung und das klerikale System zu kritisieren und sich der Vorstellung einer aufkommenden, gerechteren Revolution hinzugeben. Das lyrische Ich ruft zum Aufstand auf, träumt von einem revolutionären Frühling und bittet Gott darum, die Welt nicht untergehen zu lassen, bevor die Revolution geglückt ist.
Formell besteht das Gedicht aus acht Strophen zu je vier Versen. Das Reimschema ist ein simples Kreuzreim-Format (ABAB), was das Gedicht melodiös, eingängig und volksliedartig erscheinen lässt – eine typische Form der politischen Lyrik in dieser Zeit.
Herweghs Sprache ist bildreich und metaphorisch. So sind „der rote Hahn“ und die „roten Adler“ Symbole für Revolution und Kaiserreich, „der goldne Schein“ steht für den Glanz und das Ansehen der Kirche, und der „Kaiserwahn“ verdeutlicht die kritische Haltung des Autors gegenüber Monarchie und Adel. Diese Bilder sind zugleich Ausdruck des revolutionären Pathos, das das Gedicht durchzieht und widerspiegeln die damals Grassierende Unruhe und Aufbruchsstimmung.
Zusammenfassend ist „Im Frühling“ ein politisches Gedicht mit starkem revolutionärem Einschlag. Mit seiner eingängigen Form, seiner bildhaften Sprache und seinem aufrütorischen Inhalt ist es ein charakteristisches Werk des Vormärz. Es verkörpert den Wunsch und Willen des lyrischen Ichs und vielleicht auch des Autors nach Umsturz und Wandel, nach einer neuen, gerechteren Welt.
Weitere Informationen
Georg Herwegh ist der Autor des Gedichtes „Im Frühling“. Im Jahr 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1833 und 1875. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 166 Worte. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Grabe Ferdinand Lassalle’s.“, „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“ und „Das Lied vom Hasse.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Frühling“ weitere 200 Gedichte vor.
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Zum Autor Georg Herwegh sind auf abi-pur.de 200 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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