Der Schiffskoch, ein Gefangener, singt von Hugo von Hofmannsthal
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Weh, geschieden von den Meinigen, |
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Lieg ich hier seit vielen Wochen; |
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Ach und denen, die mich peinigen, |
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Muß ich Mahl- um Mahlzeit kochen. |
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Schöne purpurflossige Fische, |
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Die sie mir lebendig brachten, |
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Schauen aus gebrochenen Augen, |
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Sanfte Tiere muß ich schlachten. |
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Stille Tiere muß ich schlachten, |
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Schöne Früchte muß ich schälen |
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Und für sie, die mich verachten, |
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Feurige Gewürze wählen. |
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Und wie ich gebeugt beim Licht in |
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Süß- und scharfen Düften wühle, |
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Steigen auf ins Herz der Freiheit |
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Ungeheuere Gefühle! |
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Weh, geschieden von den Meinigen, |
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Lieg ich hier seit wieviel Wochen! |
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Ach und denen, die mich peinigen, |
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Muß ich Mahl- um Mahlzeit kochen! |
Details zum Gedicht „Der Schiffskoch, ein Gefangener, singt“
Hugo von Hofmannsthal
5
20
102
1901
Moderne
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht wurde von Hugo von Hofmannsthal, einem österreichischen Schriftsteller, Dramaturg, Lyriker und Essayisten verfasst. Hofmannsthal lebte in der Zeitspanne von 1874 bis 1929, was ihn in die Epoche des Fin de Siècle und die beginnende Moderne einordnet.
Auf den ersten Eindruck erscheint das Gedicht melancholisch und traurig. Das lyrische Ich befindet sich in einer Situation der Gefangenschaft und des Zwangs, weit entfernt von seinen Lieben.
Das Gedicht beschreibt die Erfahrung und Leidenschaften des lyrischen Ichs, welches sich als Schiffskoch in Gefangenschaft befindet. Dieses muss für diejenigen kochen, die es gefangen halten und ihm Schmerzen zufügen. Es erzählt von den Tieren, die es töten muss, um ihnen Mahlzeit um Mahlzeit zuzubereiten. Inmitten von allem fühlt sich das lyrische Ich einsam und entfremdet. Es spürt ein starkes und tiefes Gefühl der Sehnsucht, der Freiheit und der Hoffnung, während es seine täglichen Aufgaben verrichtet.
Die Form des Gedichts ist in fünf Strophen mit je vier Versen strukturiert. Die ersten und letzten Strophen wiederholen sich, was eine kreisförmige Struktur vermittelt und die ständige Wiederholung von Handlungen und Gefühlen im Leben des lyrischen Ichs darstellt. Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, was das Gefühl von Einfachheit und Direktheit in den leidvollen Tätigkeiten des lyrischen Ichs verstärkt.
Die Tiere und Früchte dienen als Metaphern, die eine intensive emotionale und sensorische Atmosphäre hervorrufen und Aufschluss über die Gefühlslage des lyrischen Ichs geben. Sie stehen für die Unschuld und Schönheit, die das lyrische Ich vernichten muss.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein starkes Bild der Unterdrückung, des Widerstandes und der inneren Sehnsucht nach Freiheit zeichnet. Es ist ein kraftvolles Porträt der Gefangenschaft und widerspiegelt umfassend die Gefühle und Erlebnisse des lyrischen Ichs.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der Schiffskoch, ein Gefangener, singt“ ist Hugo von Hofmannsthal. Im Jahr 1874 wurde Hofmannsthal in Wien geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1901 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Hofmannsthal handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 102 Worte. Hugo von Hofmannsthal ist auch der Autor für Gedichte wie „Die beiden“, „Ein Knabe“ und „Ein Traum von großer Magie“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Schiffskoch, ein Gefangener, singt“ weitere 40 Gedichte vor.
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