Sonntag von Ferdinand von Saar

Wie lieb' ich es, an Sonntagsnachmittagen
Allein zu sitzen im vertrauten Zimmer;
Durchs Fenster bricht der Sonne heller Schimmer,
Das Buch vergoldend, das ich aufgeschlagen.
 
Die Straßen leer. Es rollen keine Wagen,
Des Marktes Lärm verstummt, als wär's auf immer,
Und all des Sonntagsstaates bunter Flimmer,
Er ward hinaus in Wald und Flur getragen.
 
Verlassen fühlt sich, wer zurückgeblieben,
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Und manches schöne Auge blickt verdrossen,
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Und manche Wünsche unerfüllt zerstieben.
 
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Es ruht das Leben wie in sich zerflossen;
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Doch still erfüllt sich auch geheimes Lieben,
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Und einsam wird des Geistes Glück genossen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonntag“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1833 - 1906
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonntag“ wurde von Ferdinand von Saar verfasst, einem österreichischen Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert. Er gehört zu den Vertretern der literarischen Strömung des Realismus, was in der Zeit von etwa 1850 bis 1890 vorherrschend war.

Beim ersten Lesen fällt die ruhige, fast meditative Atmosphäre des Gedichts auf. Es beschreibt die Stille und Einsamkeit eines Sonntagnachmittags, wobei das lyrische Ich die besondere Qualität dieser Zeit zu schätzen scheint.

Von Saar schildert in einfachen Worten das Vergnügen, das der Dichter an der Ruhe eines Sonntagnachmittags in seinem vertrauten Zimmer findet. Die Außenwelt scheint ausgeschaltet, kein Lärm von der Straße oder vom Markt dringt herein. Alles Geschehen, die bunten Eindrücke des Sonntages, sind in die Natur hinausgetragen worden. Dabei nimmt das lyrische Ich eine gewisse Melancholie wahr, eine Art Verlassenheit bei den Zurückgebliebenen in der Stadt und zerstobene, unerfüllte Wünsche. Doch diese Stille und Einsamkeit wird als wertvoller Raum für das innere Leben wahrgenommen, für geheime Träume und das Genießen von geistigem Glück.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier bzw. drei Versen. Es folgt kein starres Reimschema, was der ruhigen, meditativen Stimmung entgegenkommt. Von Saar verwendet eine einfache, klare Sprache ohne überladene Metaphern oder komplizierte rhetorische Figuren. Die Ausdrucksweise ist bildhaft und konkret, was den Realismus der Darstellung unterstreicht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Sonntag“ von Ferdinand von Saar eine Hommage an die Ruhe und Einsamkeit ist, die Sonntage oft mit sich bringen. Es zeigt, wie wertvoll und bereichernd diese Zeiten der Stille für das innere Leben sein können, fernab von Lärm und Hektik des Alltags. Trotz der Anklänge an Melancholie und Einsamkeit wird das Gedicht nicht als traurig wahrgenommen, eher als beruhigend und beglückend.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonntag“ des Autors Ferdinand von Saar. Saar wurde im Jahr 1833 in Wien geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1849 bis 1906 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Saar ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 92 Worte. Weitere Werke des Dichters Ferdinand von Saar sind „Trauer“, „Ottilie“ und „Landschaft im Spätherbst“. Zum Autor des Gedichtes „Sonntag“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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