Trauer von Ferdinand von Saar

Frühe schon aus leisem Schlummer
Stört mich auf der wache Kummer,
Und mit stummgetragner Pein
Schreit' ich in den Tag hinein.
 
Immer schwerer das Vollbringen,
Immer selt'ner das Gelingen,
Und es schwindet die Geduld –
Und ich fühl' die eig'ne Schuld.
 
Fühl' es mit geheimem Beben:
10 
Uferlos verrinnt mein Leben
11 
In ein Meer voll Qual und Not –
12 
Komm', o komme, Tod!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Trauer“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1833 - 1906
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht ist „Trauer“ verfasst von Ferdinand von Saar, einem österreichischen Dichter aus dem 19. Jahrhundert, genauer gesagt der Epoche des Realismus, der die Wirklichkeit so genau wie möglich darzustellen versucht.

Beim ersten Eindruck vermittelt das Gedicht einen starken Gefühl der Traurigkeit und Müdigkeit. Der Titel „Trauer“ und die Gefühle, die im Gedichte beschrieben werden, können als melancholischer kommentar auf das harte Leben gedeutet werden.

Das lyrische Ich durchläuft hier eine emotionale Tagesreise, in der seine gedrückte Stimmung und seine Schwierigkeiten des Alltags dargestellt werden. Schon früh am Morgen wird es aus dem Schlaf gerissen und schreitet mit stummer, ertragener Qual in den Tag. Das lyrische Ich fühlt sich zunehmend fremdbestimmt und erlebt immer weniger Erfolgserlebnisse im täglichen Vollbringen. Es verliert die Geduld und sieht die Schuld bei sich selbst. Die dritte Strophe beinhaltet ein starkes Bild von einem Leben, das ohne Grenzen in ein Meer voller Qual und Not hineinfließt. In der letzten Zeile wird der Tod herbeigesehnt, ein Ausdruck verzweifelter Hoffnungslosigkeit.

Die Form besteht aus drei vierzeiligen Strophen mit gleichem Reimschema ABAB und Jamben, die einen ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus bilden. Der erste und zweite Vers gehen dabei ineinander über, während der dritte und vierte Vers jeweils einen inhaltlichen Abschluss darstellen. Die wiederholte Anapher „Immer“ in der zweiten Strophe unterstreicht den zunehmend empfundenen Leidensdruck. Die Sprache ist einfach und klar, wobei starke emotionale Bilder wie „Meer voller Qual und Not“ und die Personifikation des Todes eingesetzt werden.

Ingesamt bildet das Gedicht eine düstere und schwermütige Darstellung einer existenziellen Krise und Lebensmüdigkeit. Es ist ein ergreifendes Zeugnis tiefer persönlicher Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Durch die starken Bilder und die einfache, aber poetische Sprache, fordert das Gedicht das Mitgefühl der Leser*innen und regt zum Nachdenken über die menschliche Existenz an.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Trauer“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ferdinand von Saar. Im Jahr 1833 wurde Saar in Wien geboren. Im Zeitraum zwischen 1849 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Saar ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 62 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Arbeitergruß“, „Ottilie“ und „Landschaft im Spätherbst“ sind weitere Werke des Autors Ferdinand von Saar. Zum Autor des Gedichtes „Trauer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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