Alter von Ferdinand von Saar

Das aber ist des Alters Schöne,
dass es die Saiten reiner stimmt,
dass es der Lust die grellen Töne,
dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt.
 
Ermessen lässt sich und verstehen
die eigne mit der fremden Schuld,
und wie auch rings die Dinge gehen,
du lernst dich fassen in Geduld.
 
Die Ruhe kommt erfüllten Strebens,
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es schwindet des Verfehlten Pein
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und also wird der Rest des Lebens
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ein sanftes Rückerinnern sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Alter“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1833 - 1906
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht „Alter“ stammt von Ferdinand von Saar (*30. September 1833, †24. Juli 1906), einem österreichischen Schriftsteller der Biedermeierzeit und Vertreter des Wiener Realismus. Die poetische Auseinandersetzung mit dem Thema Alter kann daher zeitlich wohl in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert eingeordnet werden.

Der erste Eindruck des Gedichts lässt eine besonnene und ausgleichende Sicht auf das Alter erkennen. Die melancholische Betonung der Vorzüge des Alters strahlt eine ruhige Weisheit und eine akzeptierende Sicht auf den Lebensabend aus.

Inhaltlich befasst sich der Autor mit der Betonung des Positiven am Älterwerden. Dies beinhaltet einerseits eine Harmonisierung der inneren Gefühlswelt – negative Emotionen werden abgemildert und positive hervorgehoben –, andererseits auch den Erkenntnisgewinn durch Lebenserfahrung und die daraus resultierende Gelassenheit und Geduld. Auch wird das Sinken der Schwere von Fehltritten und die Ruhe nach dem Abschluss des aktiven Lebens in den Fokus gerückt. Schlussendlich wird das restliche Leben als sanftes Zurückblicken und Erinnern dargestellt.

Dabei ist die Sprache des Gedichts geprägt von einfacher, klarer Ausdrucksweise. Das lyrische Ich formuliert seine Gedanken klar und direkt – ohne viele Metaphern oder Vergleiche. Auf syntaktischer Ebene auffällig ist der enjambementartige Übergang von den Versen einer Strophe zur nächsten Strophe hin, z.B. von Vers 4 zu Vers 5 und von Vers 8 zu Vers 9.

Die Struktur des Gedichts ist durch gleiche Strophen- und Versanordnung definiert. Jede Strophe hat genau vier Verse und legt pro Strophe ein neues Teilthema innerhalb des breiten Themas „Alter“ dar.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ferdinand von Saar in seinem Gedicht „Alter“ durch eine Kombination aus einfacher, klarer Sprache und prägnanter, gleichbleibender Struktur eine positive, zum Nachdenken und Innehalten anregende Perspektive auf das Älterwerden zeichnet. Dabei werden sowohl negative als auch positive Aspekte thematisiert, wobei der Schwerpunkt auf den positiven Aspekten liegt. Dies mündet in einer besonnenen und weisen Sicht auf den Lebensabend.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Alter“ ist Ferdinand von Saar. Im Jahr 1833 wurde Saar in Wien geboren. Zwischen den Jahren 1849 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Der Schriftsteller Saar ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 70 Worte. Der Dichter Ferdinand von Saar ist auch der Autor für Gedichte wie „Klarheit“, „Arbeitergruß“ und „Trauer“. Zum Autor des Gedichtes „Alter“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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