Zu spät von Betty Paoli
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Es hat dein schönes Angesicht |
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Des Scheidens Hauch getrübt, |
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Du starbst dahin und wußtest nicht, |
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Wie heiß ich dich geliebt! |
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Denn kärgliche Minuten nur |
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Hast du bei uns verweilt |
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Und bist sodann auf höh'rer Spur |
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Mir rasch vorangeeilt. |
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Das ist es, was mit bitt'rem Weh |
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Die Seele mir bewegt |
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Und auf des Herzens tiefem See |
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Stets neuen Sturm erregt; |
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Nicht, daß so früh zu reinerm Glück |
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Du zogst ins bess're Land, |
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Wohin die Sehnsucht fromm den Blick |
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Still hoffend hält gewandt. |
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Wohin jedweder Ruf der Lust, |
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Wohin jedwedes Lied |
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Und jeder Schmerz der Menschenbrust |
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Als leuchtend Opfer zieht; |
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Doch daß so traumesähnlich mir |
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Dein teures Bild entschwand, |
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Bevor ich meine Liebe dir, |
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Die flammende, gestand. |
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Und daß ich von dem Trost gebannt, |
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Der Glück mir war im Schmerz; |
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Daß du begriffen und erkannt |
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Mich und mein treues Herz. |
Details zum Gedicht „Zu spät“
Betty Paoli
7
28
138
1814 - 1894
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Zu spät“ stammt von der Autorin Betty Paoli, die im 19. Jahrhundert lebte und schrieb. Das Gedicht entstammt also der Epoche des Biedermeier und Realismus, in der neben einer Tendenz zur Innerlichkeit oft auch der Umgang mit Verlust und Tod thematisiert wurde.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer melancholischen und schmerzvollen Stimmung. Es behandelt Themen wie unerwiderte Liebe, Tod und Sehnsucht. Das lyrische Ich beklagt den Tod einer geliebten Person, von der es sich zu spät verabschiedet hat, und drückt eine tiefe Reue und Trauer aus.
Inhaltlich wird durch das lyrische Ich zunächst der körperliche Verlust der geliebten Person beklagt, die vorzeitig, „auf höherer Spur“, dahingeschieden ist. Die kurze Zeit, die sie gemeinsam verbracht haben, wird bedauert. Die Sehnsucht des lyrischen Ichs, die in der zweiten Strophe offenbart wird, spürt man in jedem Vers.
Einerseits findet das lyrische Ich Trost in dem Gedanken, dass die geliebte Person nun an einem besseren Ort ist, dem „besseren Land“, wie es in der vierten Strophe beschrieben wird. Doch andererseits ist das Leiden des lyrischen Ichs nach wie vor intensiv, da es seine Liebe zur geliebten Person nie offenbaren konnte. Der Schmerz über den verpassten Moment der Liebebekundung wird in der letzten Strophe nochmals hervorgehoben.
Formal besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache des Gedichts ist einfühlsam und melancholisch, geprägt von einer schmerzhaften Sehnsucht und tiefem Bedauern. Insbesondere der wiederkehrende Hinweis auf den zu späten Ausdruck der Liebe unterstreicht die schmerzliche Hauptbotschaft des gedichts, und das Fehlen eines Reimschemas verstärkt das Gefühl der Unvollständigkeit und des Verlusts. Insgesamt ergibt sich ein eindrucksvolles Bild von bedauertem Vergänglichkeit und schmerzlicher Sehnsucht, das typisch ist für die Lyrik der Biedermeierzeit.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Zu spät“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Betty Paoli. 1814 wurde Paoli in Wien geboren. Im Zeitraum zwischen 1830 und 1894 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 138 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Betty Paoli sind „Der Thräne Bürgschaft“, „Trost“ und „Nenne dich nicht einsam“. Zur Autorin des Gedichtes „Zu spät“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 43 Gedichte vor.
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Zum Autor Betty Paoli sind auf abi-pur.de 43 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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