Die Alpen von Georg Herwegh
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Von Hermelin den Mantel umgeschlagen, |
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Das trunk'ne Haupt weit über mir im Blauen, |
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Die Alpen - wie so stolz darein sie schauen, |
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Als wüßten sie, daß sie den Himmel tragen! |
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Gleich leichtbeschwingten Liebesboten jagen |
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Die Silberströme hin durch Nacht und Grauen, |
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Dem Ozeane von den hohen Frauen |
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Manch einen sehnsuchtsvollen Gruß zu sagen. |
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Die Herden läuten, und die Adler fliegen, |
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Das ist ein ewig Rauschen, ewig Rinnen, |
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Als könnt' das Leben nimmer hier versiegen. |
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Läßt sich ein schöner, schöner Bild ersinnen? |
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Und doch hab' ich das schönste noch verschwiegen: |
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Den frommen, stillen Friedhof mitten drinnen! |
Details zum Gedicht „Die Alpen“
Georg Herwegh
4
14
95
1817 - 1875
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „Die Alpen“ ist der deutsche Lyriker und Revolutionär Georg Herwegh, der von 1817 bis 1875 gelebt hat. Somit kann das Werk als Teil der Epoche des Vormärz und der darauffolgenden revolutionären Phase der deutschen Geschichte eingeordnet werden.
Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass das lyrische Ich eine fast ehrfurchtsvolle Bewunderung gegenüber der majestätischen Natur der Alpen zum Ausdruck bringt. Der hohe Grad an Personifikation, den er dabei einsetzt, lässt das Gebirge lebendig, ja fast göttlich erscheinen.
Das Gedicht beginnt mit einer Beschreibung der Alpen, die vom lyrischen Ich fast als gottähnliche Wesen dargestellt werden, welche den Himmel tragen. Ihr Erscheinungsbild wird mit einem Hermelinmantel verglichen und es scheint, als ob ihr Haupt hoch im Blauen liegt. Hiermit soll offenbar die imposante und majestätische Erscheinung des Gebirges vermittelt werden. Die nachfolgende Beschreibung der Silberströme als „Liebesboten“ verdeutlicht das harmonische und zugleich dynamische Zusammenspiel der verschiedenen Elemente in dieser Landschaft.
In der dritten Strophe setzt das lyrische Ich mit der Nennung der läutenden Herden und fliegenden Adler die lebendige Beschreibung fort, betont allerdings durch das „ewige Rauschen“ und „ewige Rinnen“ gleichzeitig die zeitlose, unveränderliche Natur dieser grandiosen Landschaft. Das wiederum unterstreicht die schier unendliche Lebenskraft, die das lyrische Ich in dieser Umgebung wahrnimmt und die gleichzeitig auf die kontinuierliche Vitalität und Stärke der Natur hinweist.
In der letzten Strophe evoziert das lyrische Ich ein scheinbar paradoxes Bild eines „frommen, stillen Friedhofs“ mitten in dieser aktiven, lebendigen Landschaft. Dies könnte einerseits auf die Vergänglichkeit des Lebens und gleichzeitig auf die ewige Beständigkeit der Natur hinweisen. Andererseits könnte damit auch das Konzept des „friedvollen Ruhestands in der Natur“ angesprochen werden, was eine Art Läuterung oder Erleuchtung darstellt, die man durch das Einswerden mit der Natur erreichen kann.
Inhaltlich drückt das Gedicht eine tiefe Verbundenheit und Ehrfurcht vor der Natur aus, insbesondere der majestätischen Präsenz der Alpen. Diese Anerkennung erhält durch die Wahl des lyrischen Ichs ihren Ausdruck, das sich selbst als Beobachter und Bewunderer positioniert.
Im Hinblick auf die Form des Gedichts fällt auf, dass sowohl die Strophenstruktur als auch das Versmaß (Jambus) recht klassisch gehalten sind. Die Sprache ist dennoch lebendig und bildhaft, was durch die zahlreichen Personifikationen, Metaphern und Vergleiche erreicht wird. Obgleich die Ästhetik die Hauptintention des Gedichts zu sein scheint, ist zugleich eine tiefe philosophische Reflexion über das Verhältnis des Menschen zur Natur spürbar.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Die Alpen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Geboren wurde Herwegh im Jahr 1817 in Stuttgart. In der Zeit von 1833 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Den Siegestrunknen.“, „Der arme Jakob und die kranke Lise.“ und „Der schlimmste Feind“. Zum Autor des Gedichtes „Die Alpen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 200 Gedichte veröffentlicht.
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