Der Vandalen Auszug von Franz Alexander Kaufmann

Wo die Türme Neu-Karthagos hell im Morgenglanze strahlen,
In dem Hafen stolz gerüstet liegt die Flotte der Vandalen
 
Hoffend, harrend. Doch kein Lüftchen weckt der Segel schlaffe Falten,
Und wie niemals sieht man heute den Gebieter zögernd halten.
 
An der Spitze seines Fahrzeugs steht der Held in tiefem Sinnen,
Und der Krieger fragt den Krieger: Sprich, was mag der Fürst beginnen?
 
Sprich, wohin sich unsre Kiele zu erneuten Taten wenden?
Plötzlich flammt des Helden Auge, zuckt das Schwert in seinen Händen:
 
?Mit dem Sturmwind laßt uns ziehen, die wir selbst dem Sturmwind gleichen!
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Gärt es nicht in allen Schlünden? Das ist gottgesandtes Zeichen.
 
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Pfeift es nicht um Mast und Raae? Rauscht nicht wilder jede Welle?
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Scheucht nicht steigendes Gewölke diese unwillkommne Helle?
 
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Mit dem Sturmwind laßt uns ziehen, dessen Nahn wir alle spüren:
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Welchem Volk die Götter grollen, dahin wird ihr Hauch uns führen!"
 
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Ruder schlagen, wie lebendig ist mit einmal die Flotte!
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Hörner gellen, wilde Lieder singt die mordbegier'ge Rotte;
 
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Mächtig stürmt's auf allen Meeren, daß die Kiele sausend jagen
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Wenn die Götter grollten? - Roma, deine Trümmer mögen's sagen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Vandalen Auszug“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
181
Entstehungsjahr
1817 - 1893
Epoche
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

In dem Gedicht „Der Vandalen Auszug“ des Autors Franz Alexander Kaufmann, das im 19. Jahrhundert verfasst wurde, werden die Vandalen, im Speziellen deren ehemaliger König Genseric, und ihr Aufbruch zur Alleinherrschaft im weströmischen Reich thematisiert.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen bildhaften und dramatischen Eindruck eines gemeinhin als raublustig und plündernd beschriebenen Volks. Es fängt den Moment ein, in dem der Anführer der Vandalen seine Entscheidung trifft und sich die Flotte in Bewegung setzt.

Im Inhalt geht es um die sich im Hafen sammelnden Vandalen, die auf einen Befehl ihres Anführers warten. Dieser steht an der Spitze seines Schiffes und sinniert, während die Krieger sich fragen, was ihr Anführer vorhat. Mit einem glühenden Blick und gezücktem Schwert gibt er schließlich den Befehl zur Abfahrt, interpretiert Zeichen in Wind und Wolken als göttliche Boten und ruft seine Leute auf, einem grollenden Volk nachzufolgen. Mit dem gegebenen Befehl kommt Bewegung in die Flotte. Sie setzen die Segel und es werden wilde Lieder gesungen. Das Gedicht endet mit der Vermutung, dass sie auf dem Weg zu Rom sind, was durch die Erwähnung der „Trümmer“ Roms nahegelegt wird.

Die Sprache des Gedichts ist dramatisch und lebendig, reich an Metapher und Symbolik. Götter und Naturgewalten spielen eine wichtige Rolle in der Sprache und in der Entscheidungsfindung des Anführers. Auffallend ist die regelmäßige Strophenstruktur, bestehend aus je zwei Versen. Dies unterstreicht die dramatische Spannung und den rhythmischen Fluss des Gedichts. Mit dieser Struktur gelingt Kaufmann die Darstellung einer starken, entschlossenen und kampfbereiten Gruppe, die sich bereit erklärt, auf göttliche Zeichen hin in die unbekannte und gefährliche See aufzubrechen. Es wird das Bild einer Kultur gezeichnet, die in ständiger Interaktion mit den Gewalten der Natur und den Göttern steht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Vandalen Auszug“ ist Franz Alexander Kaufmann. Der Autor Franz Alexander Kaufmann wurde 1817 in Bonn geboren. In der Zeit von 1833 bis 1893 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 181 Worte. Franz Alexander Kaufmann ist auch der Autor für Gedichte wie „Vorfrühling“, „Verrat“ und „Führung“. Zum Autor des Gedichtes „Der Vandalen Auszug“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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