Zug des Schicksals von Hugo Salus
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Großvater war noch die alte Rasse, |
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Fuhr gedrückt in der vierten Klasse; |
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Saß auf dem Rucksack mit Fellen und Häuten, |
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Manchmal durfte ihn sein Junge begleiten. |
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Als sich der Junge sein Eignes erstritt, |
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Fuhr er natürlich schon in der dritten. |
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War es gerade in der Ferienzeit, |
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Durft ihn sein Sohn mit der Brille begleiten. |
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Nun macht der Sohn, Herr Doktor und weise, |
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Zweiter Klasse die Hochzeitsreise; |
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Dessen Sohn, so geht es eben, |
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Wird wieder vierter Klasse leben. |
Details zum Gedicht „Zug des Schicksals“
Hugo Salus
3
12
77
1866 - 1929
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Zug des Schicksals“ wurde von Hugo Salus verfasst, der von 1866 bis 1929 lebte. Sein Werk lässt sich daher der Epoche des Naturalismus bzw. des frühen Expressionismus zuordnen.
Bereits beim ersten Lesen fällt die kontinuierliche Vorwärtsbewegung der Erzählung auf, die durch die Fahrt eines Zuges symbolisiert wird. Die Entwicklung geht von der vierten Klasse über die dritte und zweite Klasse und findet letztlich wieder in der vierten Klasse statt. Der Zug und die Klassen sind hierbei Metaphern für die Auf- und Abwärtsbewegung von Generationen und den Lebensweg im Allgemeinen.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das Schicksal einer Familie über mehrere Generationen hinweg, das beispielhaft anhand der Zugfahrten und der Zugklassen dargestellt wird. Der Großvater (erste Generation) fährt noch mit Fellen und Häuten bepackt in der vierten Klasse. Der Sohn (zweite Generation) hat es bereits geschafft, in der dritten Klasse zu fahren. Der Enkel (dritte Generation) ist ein Doktor und macht sogar seine Hochzeitsreise in der zweiten Klasse. Es folgt jedoch die Vorhersage, dass dessen Sohn (vierte Generation) wieder in der vierten Klasse leben wird. Es handelt sich hier um eine Kritik an der Gesellschaft, die scheinbar nicht in der Lage ist, errungene Privilegien und Wohlstand über Generationen hinweg zu erhalten.
In Form und Sprache zeichnet sich das Gedicht durch einen klaren, einfachen und gut nachvollziehbaren Aufbau aus. Jede der drei Strophen besteht aus vier Versen. Die Sprache ist unaufgeregt und eher nüchtern, was den ernsten Tenor des Gedichts unterstützt. Auffällig ist auch der wiederholte Einsatz von Parataxen. So beschränkt sich Salus überwiegend auf Hauptsätze, die recht kurz gehalten und durch Kommas oder Satzzeichen voneinander getrennt sind. Dies verleiht dem Gedicht einen ruhigen und gleichmäßigen Rhythmus, der gut zur Thematik des „Zugs des Schicksals“ passt.
Insgesamt vermittelt das Gedicht „Zug des Schicksals“ von Hugo Salus also eine nachdenklich stimmende Botschaft über den generationalen Auf- und Abstieg innerhalb einer Familie und den Verlust von hart erarbeitetem Wohlstand und sozialem Status.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Zug des Schicksals“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Hugo Salus. Der Autor Hugo Salus wurde 1866 in Böhmisch-Leipa geboren. Im Zeitraum zwischen 1882 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 77 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Hugo Salus ist auch der Autor für Gedichte wie „Erinnerung“, „Im stillen Hafen“ und „An blauen Frühlingstagen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Zug des Schicksals“ weitere 11 Gedichte vor.
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Zum Autor Hugo Salus sind auf abi-pur.de 11 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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